KI-Start-ups als Treiber für Innovationen

Im Gespräch mit Dr. Philipp Hartmann von UnternehmerTUM

von - 03.06.2020
Dr. Philipp Hartmann
Dr. Philipp Hartmann: Head of Strategy bei der appliedAI-Initiative von UnternehmerTUM
(Quelle: appliedAI)
Philipp Hartmann ist Head of Strategy bei der appliedAI-Initiative von UnternehmerTUM.
Im Interview beschreibt er den aktuellen Stand der KI-Start-up-Szene in Deutschland.
com! professional: Herr Hartmann, wie unterstützen Sie KI-Start-ups konkret?
Philipp Hartmann: Zunächst müssen Sie wissen: appliedAI ist Teil der UnternehmerTUM, des Gründerzentrums an der TU München, das Gründern und Start-ups einen Rundum-Service von der ersten Idee bis zum Börsengang bietet. In der UnternehmerTUM gibt es eine Reihe von Programmen und Initiativen, die sich gezielt um Start-ups kümmern. TechFounders beispielsweise ist ein Accelerator-Programm, das etablierte Firmen und Start-ups strukturiert zusammenbringt. XPLORE ist ein Inkubator-Programm, das Start-ups in der Frühphase hilft, ihr Geschäftsmodell zu finden. Wir als appliedAI produzieren jährlich die KI-Landkarte. Mit der Landkarte haben wir versucht, die ganze deutsche KI-Landschaft abzubilden und aktuell 247 KI-Start-ups identifiziert. Mit einer Reihe von Start-ups auf dieser Landkarte arbeiten wir eng zusammen. Beispielsweise laden wir die Start-ups zu Veranstaltungen mit unseren Firmenpartnern ein.
com! professional: Wie hilft die Landkarte Unternehmen bei der Anwendung von KI?
Hartmann: Die KI-Landkarte ist entstanden aus der Beobachtung, dass größere Firmen, die KI anwenden möchten, KI-Start-ups brauchen. Für viele Firmen ist es viel zu aufwendig und de facto unmöglich, KI-Anwendungen selbst zu entwickeln. Sie brauchen Partner. Doch die sind schwer zu finden. Viele heften sich das Label KI an, machen aber gar keine KI. Wir versuchen zum Beispiel, mit unseren Partnern zu eruieren, wer wirklich KI-Anwendungen entwickelt.
com! professional: Welchem Umfeld entstammen die KI-Start-ups?
Hartmann: Im KI-Kontext gibt es zwei Archetypen von Start-ups: Der eine Archetypus sind Wissenschaftler, die ein Thema akademisch im Rahmen von Forschungsarbeiten bearbeitet haben und dies über ein Start-up in wirtschaftlich verwertbare Produkte transferieren. Der andere Typus sind Start-ups, die ein Pro­blem der Industrie identifizieren, das sind die „funktionalen“ Start-ups. Sie nutzen KI, um dieses Problem der Industrie zu lösen.
com! professional: Wie wichtig sind Kooperationen von KI-Start-ups mit größeren Firmen?
Hartmann: Sehr wichtig. Um das nur an einem Beispiel festzumachen: KI bedeutet aktuell hauptsächlich maschinelles Lernen. Und das funktioniert nur gut, wenn Sie viele Daten haben. Sie brauchen genug Daten, um lernen zu können. Ein Start-up verfügt aber typischerweise nicht über viele Daten. Im KI-Umfeld ist es von Anfang an wichtig, mit großen Firmen Projekte zu machen - schon allein, um an die Daten heranzukommen.
com! professional: Wie sehen Sie die finanziellen Förderungsmöglichkeiten?
Hartmann: Grundsätzlich hat sich in den letzten Jahren in Deutschland einiges getan. Aus unserer Sicht fehlen aber große und massive Investitionen, die notwendig wären, um wirklich große Probleme anzugehen. Die großen Wachstumsraten liegen eher bei großen chinesischen und amerikanischen Firmen.
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