KI-Start-ups als Treiber für Innovationen

Im Gespräch mit Dr. Georg Wittenburg von Inspirient

von - 03.06.2020
Georg Wittenburg
Dr. Georg Wittenburg: Co-Founder und CEO von Inspirient
(Quelle: Inspirient )
Georg Wittenburg ist CEO des Berliner Start-ups Inspirient, das sich mit automatisierter Geschäftsdaten-Analyse befasst. Im Interview spricht er über die Anfänge seines Start-ups.
com! professional: Herr Wittenburg, Ihr Feld ist die Analyse von Geschäfts­daten. Was hat man sich darunter vorzustellen?
Georg Wittenburg: Die Rolle eines Data Scientists lässt sich genauso automatisieren wie die Rolle eines Lkw-Fahrers. Wie ein selbstfahrender Lkw in Bälde automatisch von Berlin nach München fahren kann, möchten wir das analog mit der Datenanalyse machen. Der selbstfahrende Lkw ist vor allem dann interessant, wenn er nicht nur die Strecke Berlin-München, sondern das ganze Bundesgebiet befahren kann. Ähnlich ist es auch bei der automatischen Datenanalyse.
Unser System überlegt sich anhand der gegebenen Daten eigenständig, wie man diese statistisch korrekt analysieren kann. Bei Sensormesswerten aus einer Produktionsanlage beispielsweise wird das System sagen: Ich habe hier eine Zeitreihe. Ich kann prüfen, ob es Ausreißer gibt oder ob es Werte gibt, die auf Kausalität schließen lassen. Solche Analysen kann das System automatisch und selbstständig durchführen.
com! professional: Wie haben die ersten Anfänge ausgesehen?
Wittenburg: Unsere Firma gibt es seit 2016. Ein Jahr später haben wir auf der Cebit das Produkt gelauncht, seitdem kommen immer mehr automatisierte Analysemethoden hinzu.
Begonnen haben wir mit einfachen Zeitreihen und Aggregationsanalysen, zum Beispiel der Frage „Wie ist mein Umsatz nach Geschäftseinheit?“ Inzwischen machen wir auch automatische Netzwerkanalysen, Betrugsanalysen, Forecasts und Ursachenforschung.
com! professional: Gibt es Kooperationen mit größeren Organisationen?
Wittenburg: Wir arbeiten mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) in Sankt Augustin zusammen. Wir integrieren einige von deren Algorithmen aus der Forschung für die Datenanalyse. Auch kooperieren wir recht eng mit dem Saarbrücker Unternehmen Scheer. Darüber hinaus haben wir noch eine Reihe von losen Kooperationen, meistens mit Unternehmen aus der Beratungsbranche.
com! professional: Was können Sie anderen Gründern mit auf den Weg geben?
Wittenburg: Start-ups sollten möglichst nah am Kunden arbeiten. Einfaches Beispiel: Als wir mit der ersten Produktversion gestartet sind, haben wir Datensätze ohne jedwede Rückfrage beim Kunden vollständig automatisch analysiert. Dem Kunden haben wir dann gesagt: Der Algorithmus hat diese und jene interessanten Ergebnisse herausgefunden. Aber der Kunde war nicht zufrieden. Für ihn hat sich das so angefühlt, als würde er sich in ein selbstfahrendes Auto ohne Lenkrad setzen. Das macht keiner gern. Der Kunde möchte Kontrolle darüber haben, was bei der Automatisierung passiert. Und seitdem haben wir das interaktiver gemacht. Das System stellt jetzt dem Nutzer Fragen und bezieht ihn mehr ein.
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