Das Online-Dilemma der Drogeriemärkte

Wer knackt den Online-Markt?

von - 24.01.2020
Entwicklung der Online-Umsätze
Drogerieumsätze: Das Wachstum im einstelligen Prozentbereich liegt weit unter dem E-Commerce-Durchschnitt
(Quelle: BEVH "Interaktiber Handel in Deutschland" )
Der Branchenanalyst traut es allerdings auch E-Commerce-Größen wie Amazon, Otto oder Zalando nicht zu, den Drogeriemarkt zu revolutionieren. „Für mich bringt bisher der Online-Supermarkt Picnic wohl die besten Voraussetzungen für dieses Segment mit“, erklärt Graf. „Wenn ich wie bei Picnic das für mich relevante Sortiment morgen früh bekomme und nichts draufzahlen muss, dann schwenken die Kunden um.“
Auch für Niceshops-Geschäftsführer Schreiner ist der Lebensmittellieferdienst aus den Niederlanden ein möglicher Kandidat, der den Online-Durchbruch im Drogeriesegment schaffen könnte: „Mit Picnic oder auch dem Getränkelieferdienst Flaschenpost entstehen gerade interessante neue Online-Geschäftsmodelle rund um das Thema Convenience, die auch für den Drogeriebereich große Relevanz haben.“
Christoph Schreiner
Christoph Schreiner
Co-Geschäftsführer bei Niceshops
www.niceshops.com
Foto: Niceshops
„Es gibt kein generelles Problem, den Drogeriehandel online umzusetzen.“
Einer der wenigen unabhängigen Online-Unternehmer, die ihr Glück im Drogeriebereich suchen, ist Martin Jähnigen. Er gründete 2012 Drogeriedepot.de, brachte den Online-Shop mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 20 und 25 Prozent 2018 auf 6,5 Millionen Euro Jahresumsatz und beschäftigt mittlerweile 20 Angestellte. Seine Kunden gewann Jähnigen über klassische Kanäle wie Suchmaschinenmarketing und Preisvergleicher. „Das Online-Geschäft im Drogeriebereich ist gar nicht so schwer“, meint der Unternehmer aus dem niedersächsischen Sarstedt. „Die großen Ketten könnten das auch, die wollen nur nicht, weil sie so viele Filialen haben.“ Der stationäre Preiskampf mache es schwer, sich online über den Preis zu positionieren. Sinnvoller sei es, mit Artikeln zu punkten, die es bei den Drogerieketten nicht gebe oder die dort ausgelistet seien. „Außerdem gibt es genug Kunden, die nicht in den stationären Drogerien kaufen wollen. Wenn man denen einen guten Service und schnellen Versand bietet, akzeptieren sie auch, dass die Preise online etwas höher sind.“ 
Was die Wettbewerbslage und die Entwicklungschancen im Online-Drogeriemarkt betrifft, so hat Jähnigen eine eigene Sichtweise: „Picnic ist eine gute Idee. Aber man darf nicht unterschätzen, wie teuer die Logistikkosten werden, wenn man Drogerieartikel so schnell liefern will.“ Sein größter Wettbewerber ist heute vor allem Amazon. Dem kann der Drogeriedepot-Chef durchaus etwas abgewinnen: „Grundsätzlich ist Konkurrenz in unserem Segment gut, damit die Leute endlich merken, dass auch Drogerieprodukte online kaufbar sind.“
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