Das Online-Dilemma der Drogeriemärkte
Stationäre Strategien
von Matthias Hell - 24.01.2020

Die großen Drei: In Deutschland prägten 2018 dm, Rossmann und Müller den Markt.
(Quelle: Statista 2019 )
„Anders als bei den Textilanten gibt es bei uns keinen Grund, nicht zu uns zu kommen“, so Roßmann. Angesichts dieser Einschätzung verwundert es nicht, dass Rossmann sein aufgelegtes Zukunftsprogramm mit einem Investitionsvolumen von 215 Millionen Euro ausschließlich für die Eröffnung von mehr als hundert neuen Märkten verwenden will.
Der Marktführer unter den Drogerieketten, dm, positioniert sich hingegen deutlich anders. Das Unternehmen startete seinen Online-Shop zwar erst 2015, setzt seitdem aber auf einen zügigen Ausbau. Das im Netz verfügbare Sortiment wurde inzwischen deutlich über das stationäre Angebot hinaus verlängert, und neben kostenlosen Click-and-Collect-Services bietet das Unternehmen auch einen regulären Versandservice.
In München startet dm nun einen Testlauf für einen Schnellbestellservice: Online bestellte Waren sind in 56 dm-Märkten bereits innerhalb von vier Stunden abholbereit. „Digitalisierung ist mehr als nur Online-Shop“ so das Credo von Erich Harsch, bis vor Kurzem Chef von dm. Neben der Bestellmöglichkeit im Internet hat Harsch auch flächendeckendes WLAN in den Märkten sowie die Beratung mit Hilfe von Smartphones durchgesetzt. Der Online-Anteil von dm bewege sich derzeit zwar noch im niedrigen einstelligen Bereich, entwickle sich aber sehr positiv, so Harsch.
E-Commerce-Experte Graf sieht die Strategie von dm deutlich kritischer: „Aktuell denkt dm noch immer wie ein stationärer Laden und hat Angst, sich selbst Konkurrenz zu machen beziehungsweise mit Lieferungen zum Kunden Geld zu verlieren aufgrund der geringen Margen.“ Wie die anderen Drogerieketten werde auch dm mit seiner Strategie in Zukunft keine relevante Rolle mehr spielen. Die Frage sei nur, wann diese Zukunft beginne. „Digitale Kanäle setzen sich immer dann durch, wenn sie in den relevanten Faktoren den alten Kanälen überlegen sind. Das ist im Drogeriebereich noch nicht der Fall. Eine gängige Annahme hierzu ist, dass es in diesen Segmenten nicht die Faktoren Preis, Angebot und Verfügbarkeit sind, sondern zusätzlich zu diesen der Serviceaspekt dominiert, insbesondere die Lieferung“, so Graf.