Slack als allumfassende Informationszentrale

Slack als virtuelles, ortsunabhängiges Großraumbüro

von - 07.06.2015
Stewart Butterfield, CEO Slack Technologies
Stewart Butterfield, CEO Slack Technologies
Wäre Slack nur ein reines Chat-System, müsste es sich die Frage nach seiner Daseinsberechtigung gefallen lassen. Doch per Slack lassen sich über Chat-Nachrichten hinaus auch direkt Dateien tauschen, längere Textpassagen teilen und sogar umfangreiche Beiträge veröffentlichen. Die Designentwürfe der neuen Webseite finden damit ebenso schnell ihren Weg zu den Kollegen wie Code-Fragmente oder detaillierte Anleitungen zur Bedienung des neuen CRMs.
Das Ganze mischt Slack mit typischen Funktionen aus sozialen Netzwerken. Man kann zum Beispiel einzelne Dokumente und Beiträge kommentieren und in Nachrichten einen oder mehrere andere Teilnehmer ausdrücklich erwähnen, die damit deutlich auf die neue Information hingewiesen werden.
Anders als typische Chat-Systeme ist Slack nicht vergänglich: Alles wird archiviert und kann bei Bedarf wieder abgerufen werden. Sämtliche geteilten Inhalte sind deshalb durchsuchbar, alle bisher geteilten Dateien lassen sich über einen eigenen Menüpunkt auflisten. Wurden Dateien, Beiträge oder Textschnipsel mit einem Sternchen favorisiert, stehen sie in einer Favoritenliste im Schnellzugriff zur Auswahl.

Porträt: Stewart Butterfield – Mr. Zufall

Stewart Butterfield, CEO von Slack Technologies, hat durch zufällige Produktentwicklungen große Erfolge verzeichnet.

Sein erstes Unternehmen gründete er 2002 mit dem Ziel, ein neues Mehrspieler-Online-Rollenspiel (MMORPG) auf den Markt zu bringen. Das Spiel selbst wurde nie fertiggestellt. Allerdings entwickelte sich eines der Nebenprodukte zu einem Hit: Flickr. Der beliebte Fotosharing-Dienst wurde 2005 von Yahoo gekauft. Drei Jahre später verließ Butterfield Yahoo.

2009 gründete Butterfield dann erneut ein Spielestudio, das 2011 das Multiplayer-Spiel The Glitch veröffentlichte. The Glitch stellte sich als Flop heraus und die Server wurden gut ein Jahr später wieder abgeschaltet. Acht Monate darauf folgte aber ein Tool, das während der Entwicklung von The Glitch für die interne Kommunikation entstanden war: Slack.

Auch ganz normale Chat-Nachrichten lassen sich favorisieren. Die Adresse einer beiläufig geteilten Webseite, die Zugangsdaten zu einem Webdienst oder die Verkaufszahlen des Vortags gehen dank der Favorisierung im Strom der Nachrichten also nicht mehr verloren.
Kontaktfreudig: Eines der gewichtigsten Argumente für Slack ist die Einbindung externer Dienste. Dropbox, Github, Jira, IFTTT und andere Webdienste lassen sich direkt in Slack integrieren. Wird bei Github ein neues Release eingecheckt, lässt sich dazu automatisch eine Nachricht in Slack absetzen. Bringt eine Twitter-Suche neue Treffer zu einem Schlagwort hervor, können diese Suchergebnisse bei Slack automatisiert gemeldet werden. Wurde bei Jira ein neuer Task erstellt oder ein vorhandener abgeschlossen, lässt sich auch dies vollautomatisch in Slack verkünden. Slack wird so von der Plauder­ecke zur umfangreichen, quasi allumfassenden Informationszentrale für Teams aller Art.
User Experience im Fokus: Was Slack dabei so besonders macht, ist die Entstehungsgeschichte. Ursprünglich wurde das Tool gar nicht für den Massenmarkt, also nicht als Produkt entwickelt. Das Ziel war demnach nicht die maximale Marktdurchdringung. Vielmehr wurde Slack als internes Tool entwickelt, um die Teamarbeit eines Spielestudios zu verbessern (siehe „Porträt: Stewart Butterfield – Mr. Zufall“). Die Zielgruppe war sehr eng und klar definiert. Somit stand die User Experience und nicht wirtschaftliches Interesse bei der Gestaltung von Slack im Vordergrund. Erst später erkannte man dessen Wert, hübschte Slack für den Markt auf und hat jetzt Finanzierungsrunden in Milliardenhöhe hinter sich.
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