SAP S/4HANA und die Zukunft des ERP

Analysten raten Herstellern und Kunden zur Vorsicht

von - 07.09.2015
Alexander Drobik, Analyst bei Gartner Research: „Der Launch von SAP S/4HANA schafft mehr Fragen für SAP-Kunden als Antworten. Dies führt zu einer Verunsicherng über die künftige Roadmap.“
Alexander Drobik, Analyst bei Gartner Research: „Der Launch von SAP S/4HANA schafft mehr Fragen für SAP-Kunden als Antworten. Dies führt zu einer Verunsicherng über die künftige Roadmap.“
Ob der Feldzug von SAP fürs In-Memory-Computing erfolgreich sein wird, steht momentan noch in den Sternen. Gartner Research jedenfalls hat im Februar 2015 nach den S/4HANA-Ankündigungen eine ausführliche Untersuchung mit einem vielsagenden Titel veröffentlicht: „SAP S/4HANA Is a Transformational Shift for SAP and Its Users, but Hold on to Your Wallets for Now“.
Die Analysten skizzieren darin die allgemeine Umbruchsituation in der IT, an die sich Hersteller und Kunden anpassen sollten. Insofern äußern sie Verständnis für die grundsätzlichen Entscheidungen von SAP. Sie kritisieren aber vor allem, dass das Unternehmen bisher zu wenig Informationen über S/4HANA geliefert hat. Die Kunden sollten mehr Druck ausüben, damit der Konzern weitere Details über die geplanten Funktionalitäten, die Cloud-Ausrichtung, das Pricing und die Migration von den bestehenden Anwendungen preisgibt. Die Kunden müssten vor allem wissen, wie sie bisherige und neue Anwendungen integrieren können, um Insellösungen zu vermeiden. Deshalb sollte SAP nicht zuletzt über mögliche Bundles und Upgrades bei den Lizenzmodellen informieren, damit die Kunden erfahren, wie sie bestehende Installationen in die neue S/4HANA-Welt überführen können. Den Kunden würde auch entgegenkommen, wenn SAP die neuen Installationen im Form einer sogenannten Guided Configuration vereinfachen und standardisieren würde. Auch zur Migration von Business Suite, NetWeaver, SAP Fiori und verwandten Analytics-Programmen vermisst Gartner in seiner Analyse zusätzliche Informationen.

Plan für S/4HANA-Interessenten

Gartner-Aktionsplan, was IT-Verantwortliche tun sollten.

Montagmorgen

● Ein kleines Team von Business-Analysten und Technologie-Architekten zusammenstellen, um herauszufinden, inwiefern SAP S/4HANA in die allgemeine ERP-Strategie des Unternehmens passt

● Sich auf das Geschäft spotenzial von In-Memory-Computing konzentrieren und die Rolle von SAP bei der Unterstützung dieser Geschäftsziele verstehen

In den nächsten 90 Tagen

● Proof of Concepts (POFs) und andere Testmöglichkeiten identifizieren, in der Regel ausgerichtet auf bestehende oder neue Geschäft sinitiativen

● Eine „postmoderne“ ERP-Strategie definieren beziehungsweise die Strategie erneuern

In den nächsten 12 Monaten

● Kontinuierliches Brainstorming mit den Geschäftsverantwortlichen über das Potenzial von Wachstums- oder Transformationsperspektiven für das Unternehmen. Sollte S/4HANA die strategische Plattform sein, muss man diejenigen Applikationen auswählen, von denen die größten Eff ekte auf Umsatz und Gewinn ausgehen

Quelle: Gartner Research: Where is SAP Going? (Mai 2015)
Abschließend kommt die Untersuchung zu folgenden Empfehlungen: „Kein Unternehmen sollte sich in ein Commitment zu SAP S/4HANA stürzen (selbst Early Adopters sollten das nicht tun), bevor SAP nicht Antworten auf viele grundsätzliche Fragen nach Verfügbarkeit, Lizenzmodellen, Migration und Integration mit anderen SAP-Lösungen liefert. Bestehende und mögliche neue SAP-Kunden sollten für sich genau abklären, welche unmittelbaren und langfristigen Erwartungen und Nutzeffekte sie sich von einer In-Memory-Architektur mit S/4HANA für ihre Infrastruktur versprechen.“
Verwandte Themen