SAP S/4HANA und die Zukunft des ERP

Die In-Memory-Technologie bei SAP

von - 07.09.2015
Seit SAP 1972 von ehemaligen IBM-Mitarbeitern gegründet wurde, musste sich das Unternehmen mehrfach neu erfinden, insbesondere 1992 mit R/3, der Client-Server-Variante seiner ERP-Software. Mit HANA ist es derzeit gerade mal wieder so weit. Zur Bedeutung von HANA für das Überleben von SAP hat kein Geringerer als Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner kurz und knapp formuliert: „Wenn das nicht funktioniert, sind wir tot. Mausetot. So einfach ist das.“
Hasso Plattner, Aufsichtsratsvorsitzender SAP
Hasso Plattner, Aufsichtsratsvorsitzender SAP: „Wenn das nicht funktioniert, sind wir tot. Mausetot. So einfach ist das.“
Die Anfänge von S/4HANA reichen zurück ins Jahr 2012 mit SAP HANA Enterprise 1.0. Die auf In-Memory-Computing gestützte Appliance versprach, Datenbanken und Analytics-Lösungen schnellere Datenzugriffe zu ermöglichen. Sie kombinierte dazu SAP-Datenbank-Software mit voreingestellter Server-, Speicher- und Netzwerk-Hardware von verschiedenen SAP-Partnern.
Das Herzstück bildete die In-Memory-Datenbank 1.0, ein massiv-paralleler Datenspeicher zusammengesetzt aus verschiedenen Speichertechniken, darunter Object Storage. Als Betriebssystem wurde Linux Enterprise Server 11 SP1 genutzt. Der Datenspeicher war für den Vor-Ort-Einsatz in Rechenzentren gedacht und sollte anscheinend unter 300.000 Dollar kosten – offizielle Preisangaben dazu gab es nicht.
Oliver Rettig, Senior Technical Staff Member (STSM) beim SAP-Partner Lenovo, beschreibt die Motivation für die Entwicklung von HANA so: „Die technische Begründung für den Umbruch ist relativ einfach. Man muss nur an die bisherigen Zugriffszeiten und Abfragen denken, um den neuen Ansatz zu verstehen: Statt stundenlanger Wartezeiten bei Batch-Läufen, die oft über Nacht ausgeführt werden, verspricht SAP mit HANA Performance-Steigerungen um den Faktor von einer Million. Mit HANA kann man Datenanalysen innerhalb von zwei Sekunden oder in Realtime erhalten. Das wird in vielen Branchen zu einer Revolutionierung der Geschäftsprozesse führen."
Zum Beispiel könne der Bankensektor wesentlich schneller auf Kundenanforderungen reagieren, wenn er statt langwieriger Batch-Prozesse über schnelle Analysemöglichkeiten seines Datenmaterials verfüge und Kundenanfragen in Echtzeit beantworten könne.
Noch mehr in die technischen Details geht die Definition von HANA, die Analysten der IT-Profi-Community Wikibon.org liefern: „SAP HANA wurde entwickelt, um strukturierte Daten von SAP- und Nicht-SAP-relationalen Datenbanken, Applikationen und anderen Systemen schnell zu replizieren und aufzunehmen. Eine von drei Methoden zur Datenreplizierung – trigger-basiert, ETL-basiert oder log-basiert – kommt zum Einsatz, je nach Quellsystem und gewünschtem Anwendungsfall. Die replizierten Daten werden dann im RAM und nicht im traditionellen Plattenspeicher abgelegt. Weil die Daten In-Memory gespeichert werden, können sie fast in Echtzeit von analytischen und transaktionalen Applikationen verwendet werden, die sich oberhalb der HANA-Schicht befinden.“
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