Kontrolle vor Nutzung

Künstliche Intelligenz mit Ethik

von - 20.10.2020
Künstliche Intelligenz
Foto: Bild: Shutterstock / kentoh
Datenschutz und Compliance, aber auch die Kunden fordern eine KI mit ethischen Maßstäben. Diese Stichworte sind allerdings vor allem in Deutschland wichtig, nicht aber international.
Verbraucher belohnen ethische KI
Klare Haltung: Über die Hälfte der Verbraucher will Unternehmen belohnen, die sich um eine ethische KI bemühen.
(Quelle: Capgemini Research Institute "Ethics in AI consumer survey" )
Künstliche Intelligenz gilt in Deutschland als umstritten, weil dafür oft großen Mengen an Daten verarbeitet werden müssen und Algorithmen Entscheidungen fällen, deren Grundlage für die betroffenen Menschen nicht zu durchschauen sind. Doch Fabian Schladitz, Leiter des Center of Excellence Künstliche Intelligenz der IT-Beratung Capgemini Deutschland, sieht das anders. Er ist der Ansicht, dass die Verbraucher hierzulande prinzipiell genauso offen für den KI-Einsatz sind wie anderswo. Um davon zu profitieren, müssten Unternehmen allerdings Strukturen und einen Wertekanon schaffen, damit ethische Aspekte angemessen berücksichtigt würden. Sie müssten darauf achten, dass dies schon während der Entwicklung von KI-Systemen geschehe, und wenn die KI anschließend eingesetzt werde, sei es mindestens genauso wichtig, alle Beteiligten über die Interaktionen mit der KI umfassend zu informieren und sie zu befähigen, bewusst mit ihr umzugehen.
Denn: „Unternehmen stehen an einem Scheideweg: Es wird deutlich, dass es nicht allein um Vorschriften und Compliance geht, sondern dass ethische Grundsätze vorteilhaft für das eigene Geschäft sein können“, postuliert Schladitz.

Alle wollen ethische KI

Laut der Studie „Why addressing ethical questions in AI will benefit organizations” des Capgemini Research Institute sind insbesondere Transparenz und Fairness für Konsumenten von großer Bedeutung. Ein als ethisch empfundener KI-Einsatz steigert demnach bei knapp 60 Prozent die Kaufbereitschaft und Loyalität gegenüber dem Unternehmen.
Andersherum gilt aber auch: Ethische Probleme bei der KI-Interaktion, zum Beispiel eine fehlende Zustimmung zur Datennutzung oder intransparente und verzerrte Ergebnisse, haben laut der Umfrage auch negative Auswirkungen: 41 Prozent der Konsumenten würden sich beschweren, 36 Prozent eine Erklärung verlangen. Ein Drittel würde den Kontakt zum Unternehmen sogar abbrechen.
Auch aufseiten der Unternehmen selbst wird die Bedeutung ethischer Grundsätze bei KI-Lösungen durchaus gesehen. Wie die Capgemini-Studie ergab, berichten Führungskräfte aus fast neun von zehn Unternehmen, dass bei ihnen die Nutzung von KI innerhalb der letzten zwei bis drei Jahre ethische Fragen aufgeworfen habe. Zu den Anlässen zählt etwa die Sammlung persönlicher Patientendaten ohne Zustimmung im Gesundheitswesen. 51 Prozent der Führungskräfte finden es der Studie zufolge wichtig, sicherzustellen, dass KI-Systeme ethisch und transparent sind. 41 Prozent geben an, dass sie den Einsatz von ethisch problematischen KI-Systemen wahrscheinlich beenden würden oder dies bereits getan haben.
Folgen einer unethischen KI
Das Capgemini Research Institute hat im Wesentlichen sechs mögliche Konsequenzen einer mangelnden Ethik von KI-Anwendungen ausgemacht:
  • Übermäßiges Vertrauen in maschinengesteuerte Entscheidungen ohne Offenlegung der Entscheidungskriterien
  • Erfassung und Verarbeitung personenbezogener Daten von Kunden in KI-Algorithmen ohne Einwilligung
  • Voreingenommene beziehungsweise unklare Empfehlungen eines KI-basierten System
  • Diskriminierende Preisgestaltung von Dienstleistungen und Produkten
  • Verarbeitung personenbezogener Daten von Kunden in KI-Algorithmen für andere Zwecke als die, für die sie erhoben wurden
  • Kunden, die sich beschweren und eine Begründung für eine Entscheidung eines KI-Algorithmus fordern, die zum Beispiel zur Folge hatte, dass eine Kreditvergabe verweigert wurde
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