Agile Organisation als neues Betriebssystem

Risikofaktoren

von - 09.03.2020
Agilität der Menschen
Selbsteinschätzung: Fast die Hälfte der Führungskräfte hält sich für sehr agil, von den Mitarbeitern dagegen ist nur ein Viertel der Meinung, sehr agil zu sein.
(Quelle: „Future Organizations Report“, Campana & Schott / Universität St. Gallen (n = 517))
Die größten Risiken sind laut Studie eine inkonsequente Umsetzung der Transformationsprozesse, mangelnder Wandel der Unternehmenskultur und eine unzureichende Fehlerkultur.
Inkonsequente Umsetzung: Hemmend für die agile Trans­formation eines Unternehmens wirkt sich vor allem eine halbherzige Umsetzung der Abläufe aus. Häufig lassen sich die Fortschritte im Transforma­tionsprozess nicht oder nur schwer nachvollziehen, da keine Roadmap, Zwischenziele oder angestrebte Ergebnisse festgehalten werden. Agilität muss dabei nicht zwingend über eigene KPIs gemessen werden, sondern dient dazu, andere Ziele besser zu erreichen. Jedoch ist eine Überprüfung und Anpassung der bisherigen KPIs nötig, da agile Organisa­tionen andere Rahmenbedingungen schaffen als klassisch strukturierte Unternehmen.
Mangelnder Kulturwandel: Viele Unternehmen glauben, dass sie mit der Einführung von Scrum auf Projektebene oder SAFe in der Organisation schon agil geworden sind. Doch dies führt nicht automatisch zum Umdenken, wenn es um Themen wie Kundenzentrierung und bereichsübergreifende Zusammenarbeit geht. Tatsächlich muss Agilität in der Unternehmenskultur verankert werden. Ein Teil der Mitarbeiter ist für diese neuartige Flexibilität eventuell nicht bereit. Daher sollten Unternehmen Agilitätsziele in ihre Vision integrieren und allen Beteiligten eine klare Richtung vorgeben, sie zur Teilnahme motivieren und bei der Transformation ihrer Arbeitsprozesse unterstützen. Eine offene Kommunikation, externe Coaches und die Berücksichtigung sensibler Bereiche können helfen, Widerstände abzubauen und Skeptiker im Unternehmen zu halten. So wünschen sich etwa 36,1 Prozent der befragten Mitarbeiter Team-Recruiting, wollen also an der Auswahl von neuem Per­sonal in ihrem Team beteiligt sein. An Probearbeitstagen könnte etwa die Zusammenarbeit und Harmonie mit dem Team getestet werden. Das vermeidet Frustrationen oder Probleme mit neuen Arbeitskräften.
Unzureichende Fehlerkultur: Jeder zweite Studienteilnehmer kann Probleme intern nicht ansprechen. Nur 30,5 Prozent fühlen sich sicher, wenn sie ein Risiko ein­gehen - und nicht einmal jeder Fünfte glaubt, er könne Kollegen ungefährdet um Hilfe bitten (13,9 Prozent). Hier müssen Führungskräfte eine Kultur vorleben, die Mitarbeiter motiviert, Ideen auszuprobieren und ein mögliches Scheitern früh zu erkennen. Dies führt zu ergebnisoffenen und effizienteren Innovationen.

Fazit & Ausblick

Unternehmen arbeiten schon heute in Projekten oder Bereichen agil, sind es aber noch nicht durchgehend. Entscheider müssen daher - unter Berücksichtigung zentraler Erfolgsfaktoren und Risiken - ein agiles Mindset entwickeln und in der Unternehmenskultur verankern. Das braucht Zeit. Doch erhöhen sich mit jedem erfolgreichen Schritt die Teamorientierung, die Leistung, die Arbeitszufriedenheit und die psychologische Sicherheit der Mitarbeiter. Und: Je weiter die Transformation voranschreitet, desto flexibler können Unternehmen auf Kundenbedürfnisse und sich verändernde Marktbedingungen reagieren, um im Wettbewerb zu bestehen.
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