So nutzt der Mittelstand die Blockchain

Die Blockchain in der Praxis

von - 18.06.2018
com! professional: Gibt es Beispiele, bei denen der Verbraucher von der Blockchain profitieren kann?
Schmidt: Wir haben auch Chargenrückverfolgungssysteme entwickelt und umgesetzt. Wenn zum Beispiel eine Brauerei ein Bier braut, kann man genau sehen, wo der Hopfen und das Malz herkamen, zu welcher Uhrzeit und in welchen Produktionslinien produziert wurde. Das sind Informationen, die man im Rahmen einer Blockchain auch nach außen geben ­könnte. Die Blockchain wurde also nicht implementiert, um interne Prozesse zu beschleunigen, sondern um nach außen hin Transparenz und Vertrauen zu schaffen.
Wenn der Kunde auf dem Sofa sitzt und sein Bier trinkt, könnte er eine Nummer von seiner Flasche in das Smartphone eingeben und dann genau den Herstellungsprozess verfolgen. Die Informationen dafür stammen nicht von internen Datensystemen, die irgendwo hinter verschlossenen Türen liegen, sondern von der Blockchain. Die Brauerei macht sich gemeinsam mit ihren Rohstofflieferanten transparent. Dieses Vertrauen könnte aus Marketingsicht einen Wettbewerbsvorteil darstellen.
com! professional: Bedeutet dies, dass die Implementierung nicht unbedingt nur etwas für große Unternehmen ist?
Schmidt: Man hat ja auch in anderen Fällen ­gesehen, dass kleine Firmen und Mittelständler häufig sehr innovativ sind, vielleicht, weil sie flexibler sind oder schneller Entscheidungen treffen können. ­Gerade für kleinere Unternehmen könnte es interessant sein, in Richtung Blockchain zu gehen.
com! professional: Mit welchem finanziellen und zeitlichen Aufwand ist denn die Implementierung einer Blockchain verbunden?
Schmidt: Die Grund-Tools, die wir zur Verfügung stellen, kosten überhaupt nichts. Unser Mehrwert ist, dass wir solche Tem­plates wie den Checklisten-Prozess entwickeln und ihn dann bei möglichst vielen Kunden einsetzen. Zahlungen werden erst dann fällig, wenn irgendetwas über einen von uns entwickelten Smart Contract ­abgewickelt wird.
com! professional: Wie reagieren Firmen, wenn Sie ihnen die Blockchain-Technologie vorstellen? Aufgeschlossen oder abwartend?
Schmidt: Das Interesse ist auf jeden Fall groß. Wir merken gleichzeitig, dass wir zwei Aspekte berücksichtigen müssen. Zum einen geht es um das Produkt, das wir anbieten. Das andere ist die Vermittlung des Know-how, wo überhaupt eine Blockchain Sinn machen könnte. Wir ­sehen uns also als Einstiegshilfe in das Thema. Schon bald wird es ein fester ­Bestandteil in der Systemlandschaft sein, den niemand mehr infrage stellt.
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