Start-ups gegen Großkonzerne

Welche Parkplatz-App hat in Deutschland die Nase vorn?

von - 02.05.2017
Parkplatz
Foto: Julian Stratenschulte
Genervte Autofahrer kämpfen um Parkplätze - und Deutschlands Wirtschaft um die Parkplatz-App. Die Technologie soll die nervtötende Suche überflüssig machen. Welches System sich durchsetzt, ist aber noch völlig offen.
IoT-Systeme für eine einfache Plarkplatzsuche: Die deutsche Wirtschaft liefert sich einen heißen Kampf um die Parkplatzsuche. Eine ganze Reihe von Start-ups, großen Industrieunternehmen, Autoherstellern und Kfz-Versicherern müht sich um die beste Lösung. Dies soll die zeitraubende Suche nach einer Abstellgelegenheit für das Auto in Zukunft überflüssig machen.
"Das ist ein Riesenmarkt", sagt Felix Harteneck, Geschäftsführer und Mitgründer des Münchner Start-ups Park Here, das Parkplatzsensoren produziert und in mehreren europäischen Städten Aufträge an Land gezogen hat. BMW und die Axa-Versicherung sind seit Herbst mit Park-Apps auf dem Markt. Audi hat ein Modellprojekt für pilotierte Parkplatzsuche in den USA gestartet. Bosch arbeitet nach Unternehmensangaben an zwei Vorhaben, auch Siemens forscht.
T-Systems Parkplatzsuche
Auch T-Systems arbeitet an einer smarten Parkplatzsuche. Auf der CeBIT hat der Konzern seine Sensor-basierte Lösung vorgestellt, die bereist im Sommer in Hamburg an den Start gehen soll.
(Quelle: T-Systems)
Der Grund: Allein in Deutschland wächst die Zahl der Fahrzeuge alljährlich um etwa eine Million - und in den Städten steigen sowohl die Einwohner- als auch die Pendlerzahlen. Das Ergebnis: Mehr Verkehr, die Parkplatzsuche wird immer nerviger. Park-Apps von Start-ups sind bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. Durchgesetzt hat sich bisher keine Lösung.
Inzwischen sind etablierte Unternehmen mit großen Etats eingestiegen. BMW bietet seit vergangenen Herbst eine App in der Fünfer-Baureihe an. "Park Now" meldet freie Plätze und kann diese auch automatisch bezahlen. Das solle künftig auf weitere Modellreihen ausgeweitet werden, sagt eine BMW-Sprecherin in München.
Konkurrent Daimler kooperiert mit Bosch, um ein ähnliches System zu entwickeln. "Wir gehen davon aus, dass das neue System 2018 serienreif ist", sagt ein Bosch-Sprecher in Stuttgart. Daneben entwickelt der Stuttgarter Zulieferer eine "off street" Lösung, die von einem Autohersteller unabhängig wäre: Parkplätze werden mit Bodensensoren ausgerüstet. Ein Pilotprojekt im Raum Stuttgart ist in Vorbereitung.

Start-ups gegen Großkonzerne

Wo Bosch hin will, ist das Münchner Start-up Park Here bereits angekommen. Das Unternehmen mit bislang 25 Mitarbeitern ist eine Ausgründung aus der TU München und hat Piezo-Parkplatzsensoren entwickelt, die keine externe Stromversorgung benötigen und 25 Jahre halten sollen. Von der Konkurrenz durch die Großindustrie will sich das kleine Unternehmen nicht schrecken lassen: "Ich bin zu hundert Prozent zuversichtlich, dass wir eine Chance haben", sagt Geschäftsführer Harteneck.
Siemens arbeitet an einem anderen System: Radarsensoren, die an Laternenmasten und ähnlichen erhöhten Punkten montiert werden, können freie Parkplätze sichten und diese an die Autofahrer melden. Ein Pilotprojekt in Berlin ist inzwischen beendet, weitere sind in Planung. "Wir entwickeln das weiter", sagt ein Sprecher.
Die Übersicht ist unvollständig - es gibt derzeit so viele Initiativen, dass die Lage schwer überschaubar ist. Seit vergangenem Herbst bietet auch die Axa-Versicherung die in Zusammenarbeit mit dem Kölner Start-up Evopark entwickelte App "Clever Parken" an, die freie Plätze in Parkhäusern sucht, wie eine Sprecherin sagt.
Auch andere Kfz-Versicher wie HUK Coburg wollen zusätzlichen Service rund ums Auto bieten. "Die HUK-Coburg beschäftigt sich intensiv mit der Digitalisierung rund um die Mobilität", sagt ein Sprecher. "Zum jetzigen Zeitpunkt wollen wir aber noch nicht über die Details reden."
Ebenfalls mit von der Partie ist T-Systems. Der Konzern hat auf der diesjährigen CeBIT sein smartes Parksystem vorgestellt, das auf Sensoren basiert und neben einer reinen Parkplatzsuche auch gleich zur Bezahlung von Parkgebühren nutzbar ist. Bereits im Sommer soll die Lösung in Hamburg zum Einsatz kommen.
Ob und wann es eine Standard-Parklösung geben wird, ist angesichts der Fülle der konkurrierenden Lösungsversuche nicht absehbar. Für die Autofahrer bedeutet das zunächst: Zur Parkplatzsuche kommt die Suche nach der besten App hinzu.
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