re:publica: Arbeit 4.0 zwischen Faszination und Horror

Neue Herausforderungen meistern

von - 04.05.2018
In der Fertigungsindustrie werden immer mehr Arbeitsprozesse von Robotern und intelligenten Maschinen übernommen. Wir könnten uns freuen, wenn Maschinen uns langweilige Arbeit abnehmen, sagte Karlizcek. Aktuell bewegten wir uns zwischen Faszination und Furcht. Jede Technologie sei aber nur Mittel zum Zweck. Wir müssten uns klar werden, welche Formen der Zusammenarbeit wir akzeptieren wollten. "Dann müssen wir uns auch über rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Maßstäbe unterhalten."

Sollte die Weltbevölkerung bis 2050 tatsächlich auf 10 Milliarden Menschen anwachsen, dann benötigen wir mehr Gebäude, Infrastruktur und Produkte für das tägliche Leben, sagt dagegen Lynelle Cameron, Managerin beim amerikanischen IT-Dienstleister Autodesk. Ohne Automation, Roboter und Künstliche Intelligenz sei das überhaupt nicht machbar. Autodesk setze derzeit erfolgreich Künstliche Intelligenz und Robotik ein, um etwa klimaneutrale Gebäude oder für Airbus neuartige Komponenten und Materialien für ihre Flugzeuge zu entwerfen. Das wäre alles ohne neue Technologien nicht möglich, sagte Cameron.

Die politischen Lösungsansätze seien bislang nicht in dem Tempo und der Reichweite konzipiert, wie es wünschenswert wäre, sagte Kerstin Jürgens, Soziologie-Professorin an der Uni Kassel. "Da wartet man noch auf einen größeren Wurf." Anders als bei der ersten großen industriellen Revolution hätten wir heute soziale Fragen schon "mit im Gepäck". Aber es sei eine Frage, ob es überhaupt eine politische Gestaltungsmächtigkeit - und den Gestaltungswillen gebe.

In der ersten industriellen Revolution seien die harten Knochenjobs weggefallen, sagte Autor und Philosoph Richard David Precht. Die dann entstandenen Dienstleistungsberufe würden nun durch die Digitalisierung ersetzt. "Millionen von Menschen in Dienstleistungsberufen werden ihre Arbeit verlieren", ist Precht überzeugt. Diesen Jobs werde in 20 oder 50 Jahren aber niemand mehr hinterher trauern.

Precht mahnt aber eine intensive Diskussion um mögliche Konsequenzen sowohl auf lokaler als auch globaler Ebene an. "Was kommt auf den Sozialstaat zu?" Es gebe heute zum Beispiel die  Möglichkeit, etwa durch ein bedingungsloses Grundeinkommen zu verhindern, "dass jemand dabei auf den Boden aufschlägt". Sollten einige Millionen Arbeitslose in den Arbeitsmarkt nicht integriert werden können, werde das unser soziales Sicherungssystem nicht mehr aushalten.
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