German Datacenter Association (GDA)

Nachhaltige Digitalisierung

von - 23.02.2023
Foto: German Datacenter
Der Stromverbrauch der Rechenzentren muss Teil einer ganzheitlichen Betrachtung sein. Wichtig sind auch Fragen zum Klimaschutz.
In Zeiten der Energieknappheit rücken energieintensive Industrien vermehrt in den Fokus – so auch die Rechenzentren. Mit fortschreitender Digitalisierung bleibt die Nachfrage danach ungebrochen, ebenso das Branchenwachstum. So verwundert es kaum, dass alle Regularien für mehr Energieeffizienz, die aktuell entstehen, Rechenzentren mit expliziten Verpflichtungen adressieren. Das ist richtig und wichtig, doch muss ganzheitlich gedacht werden. Rechenzentren verbrauchen zwar jährlich 3 Prozent des Stroms aus deutschen Netzen, betrachtet man allerdings die zu verarbeitende Datenmenge, relativiert sich diese Zahl schnell. Denn wir alle produzieren mit digitalen Geräten und Diensten, sowohl privat als auch beruflich, immer größere Datenmengen: Seit 2010 hat sich der Bedarf an Rechenleistung verzehnfacht.
Da Rechenzentrumsbetreiber die Prozesse jedoch stetig mit modernen Technologien und Künstlicher Intelligenz optimieren, entwickelt sich der Strombedarf gegenläufig: Pro Gigabit verarbeiteter Daten benötigen Rechenzentren inzwischen zwölfmal weniger Strom als noch 2010. Rechenzentren sind also ein Nachhaltigkeitshebel und unerlässlich für die positiven Effekte der Digitalisierung.

Beitrag zum Klimaschutz

Digitalisierung trägt aktiv zum Klimaschutz bei: Videokonferenzen ersetzen oft die Geschäftsreise. Smarte Technologien optimieren Prozesse und generieren Effizienzsteigerungen in der Industrie. Rechenzentren unterstützen Unternehmen in der nachhaltigeren Ausgestaltung ihrer digitalen Infrastruktur – etwa durch Umzug des eigenen Rechenzentrums in eine hocheffiziente Co-Location-Umgebung.
Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit bei der Digitalisierung waren für Planer und Betreiber bereits wichtig, bevor der Begriff auf der öffentlichen Agenda stand. Die Branche ist sich ihrer Verantwortung bewusst und möchte aktiv zu einer grünen Digitalisierung beitragen. Ein Engagement, das sich etwa durch Selbstregulierungsinitiativen wie den Climate Neutral Data Centre Pact manifestiert: Branchenverbände und Betreiber bekennen sich zum EU Green Deal. Sie verpflichten sich zum klimaneutralen Rechenzentrumsbetrieb bis 2030. Ein ambitioniertes Ziel, das durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden soll, aber eine gezielte Zusammenarbeit verschiedener Akteure erfordert.

Beispiel Abwärme

Die durch den Betrieb der Rechner entstehende Abwärme im Sinn der Kreislaufwirtschaft zu nutzen, klingt nach „Sustainability at its best“. Das Potenzial ist beachtlich: Rein rechnerisch könnte die Abwärme sämtlicher Rechenzen­tren in Deutschland 350.000 Wohnungen heizen. An der Motivation der Betreiber mangelt es nicht, denn 40 Prozent nutzen die Abwärme bereits. Dennoch verpufft der Großteil der Wärme vielerorts ungenutzt: Es fehlt an nahegelegenen Abnehmern, eine Einspeisung ins Wärmenetz scheitert am fehlenden Ausbau und Temperaturunterschieden.
Dabei können Rechenzentren durchaus zur urbanen Wärmeversorgung beitragen – Leuchtturmprojekte wie in Hattersheim oder im Frankfurter Gallusviertel machen es vor. Voraussetzung ist, dass die Betreiber bei den Versorgungskonzepten schon in der Planungsphase eingebunden werden und gemeinsam mit Netzbetreibern, Bauträgern und der Stadtentwicklung an einem Strang ziehen. Abwärmenutzung muss, wie viele Nachhaltigkeitsbelange, ganzheitlich gedacht und angegangen werden.
Das Sofortprogramm Klimaschutz, die Energieeffizienzrichtline der EU, das Energieeffizienzgesetz – sie alle zielen mit expliziten Forderungen auf eine Optimierung der Effizienz von Rechenzentren ab. Doch trotz ihres enormen Potenzials als Nachhaltigkeitshebel der Digitalisierung kann die Branche allein nur bestimmte Lösungen entwickeln. Vieles erfordert eine konstruktive Zusammenarbeit von Rechenzentrums- und Netzbetreibern, Städteplanern und der Politik, um ein nachhaltiges Ökosystem für die Digitalisierung von morgen zu schaffen.
Die Autorin
Anna Klaft ist Vorstandsvorsitzende der German Datacenter Association. Der Branchenverband vereint alle Akteure in der Wertschöpfungskette digi­taler Infrastrukturen: Betreiber und Inhaber von Rechenzentren aller Größen sind ebenso Mitglieder wie Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen, Energieversorger, tech­nische Ausstatter, Forschungsinstitute und Kommunen. www.germandatacenters.com
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