Energiekrise

Hohe Strompreise - Bitkom warnt vor Belastung für Digitalwirtschaft

von - 14.09.2022
Glühbirne
Foto: Gunnar Pippel/Shutterstock
Rechenzentren und Netzbetreiber sind laut Bitkom massiv von den steigenden Strompreisen betroffen. Der Verband warnt vor schwerwiegenden Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Staat, sollte systemrelevante IT-Infrastruktur nicht prioritär behandelt werden.
Die Energiekrise hat Deutschland fest im Griff: Auch Rechenzentren und Netzbetreiber sind massiv von den steigenden Strompreisen betroffen und fürchten mögliche Stromengpässe im Winter. So gehören trotz des frühzeitigen Wegfalls der EEG-Umlage die Stromkosten in Deutschland inklusive Steuern, Abgaben, Netzentgelten und Umlagen weiterhin zu den höchsten in Europa, wie nun der Branchenverband Bitkom betonte. 
„Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten sind seit Jahren ein entscheidender Standortnachteil für deutsche Rechenzentren. Durch die stark gestiegenen Energiepreise nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine spitzt sich die Situation für die Digitalwirtschaft insgesamt zu“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Konsequente und zielgerichtete Schritte zur Entlastung der digitalen Wirtschaft von den explodierenden Energiepreisen sind notwendig, um die Digitalisierung voranzutreiben und Deutschlands digitale Souveränität zu stärken.“
Die Stromkosten machen insbesondere in den sogenannten Colocation-Rechenzentren den Löwenanteil der Betriebskosten aus. Die Nutzung dieser Rechenzentren ist weit verbreitet, sie stellen IT-Infrastruktur und Server für die IT-Anwendungen von Unternehmen bereit und geben die Stromkosten in der Regel direkt und meist vollständig an diese Unternehmen weiter. Im Bereich der Cloud-Rechenzentren ist laut Bitkom mittelfristig ebenfalls mit steigenden Preisen zu rechnen.

Hohe Strompreise gefährden Digitalisierung

„Rechenzentren und Telekommunikationsnetze sind das Rückgrat der Digitalisierung in Deutschland. Die hohen Strompreise belasten nicht nur die Branche selbst, sie wirken sich auch auf alle Unternehmen aus, die von ihnen abhängig sind“, so Rohleder. „Neben einem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien brauchen wir Standortbedingungen, die Rechenzentren im Land halten. Der Bedarf an Rechenzentrumskapazitäten und Standorten nimmt weiter deutlich zu.“
Der Strombedarf der Rechenzentren in Deutschland liegt aktuell bei 16 Milliarden Kilowattstunden im Jahr – bis 2030 dürfte der Bedarfszuwachs jährlich zwischen 3,5 und 5 Prozent betragen, wie die Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland“, die vom Borderstep Institut durchgeführt wurde, ergeben hat. „Wichtig ist auch, dass die Betreiber von Rechenzentren ihre Energieeffizienz weiter steigern – auch im Interesse des Klimaschutzes. Hier wurden in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. So hat sich die in Rechenzentren installierte Rechenkapazität pro verbrauchter Kilowattstunde Strom seit 2010 fast verfünffacht“, betont Rohleder.
Angesichts der angespannten Lage auf den Energiemärkten fordert der Bitkom zudem, Rechenzentren mit systemrelevanter IT-Infrastruktur bei einem drohenden Strommangel im Herbst und Winter prioritär zu berücksichtigen. Denn würde deren Funktionsfähigkeit unterbrochen, hätte dies schwerwiegende Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Staat, warnt der Verband. Eine umfassende Krisenstrategie müsse daher die Anforderungen dieser Infrastruktur prioritär und vollständig berücksichtigen und die Energieversorgung für systemrelevante Verwendungszwecke sicherstellen.
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