Digitalisierung ruft Betriebsärzte auf den Plan

Home-Office birgt auch Risiken

von - 25.10.2017
In vielen Berufen, unterstreicht Wahl-Wachendorf, seien körperliche Belastungen durch den Arbeitsalltag rückläufig. Auf psychosoziale Risiken wie Burnout, Erschöpfung, Ermüdung, Depression und Angst müssten Betriebsärzte und Führungskräfte vermehrt ein Auge haben.
Denn bei allen Vorteilen birgt das Home-Office auch Risiken. Hier und da fehlt das persönliche Gespräch mit den Kollegen. Manche schaffen daheim den Absprung in den Feierabend schlechter. Andere sind psychisch belastet - und keiner bekommt es mit.
Einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge führt digitales Arbeiten für fast die Hälfte der betroffenen Beschäftigten dazu, dass die Belastungen steigen. Die höheren Belastungen seien eine Folge der Entgrenzung und Verlängerung der Arbeitszeiten, der permanenten Erreichbarkeit und der Arbeitsverdichtung.
Fluck kennt die Probleme. "Das persönliche Gespräch entbehrt dieses Arbeitsmodell auf keinen Fall." Die Gefahr, dass psychische Belastungen zu spät erkannt werden, sieht sie indes nicht: "Meiner Meinung nach wird der Austausch sogar intensiver, weil die gemeinsame Zeit konzentrierter, fokussierter und effizienter genutzt wird."
Für gesunde Mitarbeiter setze man auf ein ganzheitliches Konzept. Dafür bietet das Modeunternehmen zudem Fitnesskurse und Massage in der Arbeitszeit, bezuschusst Sportkurse, hat mit Weltklasse-Schwimmer Thomas Lurz einen eigenen Sportbeauftragten, achtet auf ausgewogenes Kantinenessen. "Diese Kombination rechnet sich für uns absolut."
Eine Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit zeigte: Mit jedem in Mitarbeitergesundheit investierten Euro würden Betriebe aufgrund reduzierter Fehlzeiten im Schnitt 2,70 Euro sparen. 2015 waren Berufstätige dem Dachverband der Betriebskrankenkassen zufolge durchschnittlich an 16 Tagen im Jahr krankheitsbedingt ausgefallen.

Das leisten Betriebsärzte

Deutschlandweit sind mehr als 13.000 Arbeitsmediziner für Unternehmen tätig, 3.000 von ihnen sind in dem Verband organisiert. Neben den Grippeimpfungen und Augenuntersuchungen gehören Arbeitsplatzbegehungen, Schulungen, Vorträge, Gesundheitsförderung und die medizinische Vorsorge zum Arbeitsalltag.
Auch der kann durch Digitalisierung profitieren, ist Wahl-Wachendorf überzeugt. "Es birgt die Chance einer Konzentration auf das Wesentliche." Aufgaben wie die Bildschirm-Arbeitsplatz-Untersuchung könnten an andere Berufe wie Arzthelferinnen delegiert werden. Zudem sollten Vorsorgen in ihrer Bedeutung auf den Prüfstand kommen. "Das gibt uns die Chance, dass wir uns auf wesentliche und neue Herausforderungen im betriebsärztlichen Alltag fokussieren können."
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