Arbeitswelt 4.0

Digitalisierung ruft Betriebsärzte auf den Plan

von - 25.10.2017
Arzt
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Das Berufsleben wird zunehmend von der Digitalisierung mitbestimmt. Online-Meetings und Home-Office gehören mittlerweile in vielen Unternehmen zum Alltag. Was macht das mit den Menschen - und wie müssen Betriebsärzte darauf reagieren?
Von den rund 1.200 Beschäftigten in der Zentrale des fränkischen Modeherstellers s.Oliver arbeiten längst nicht mehr alle nur im Büro. Jeder Sechste hat seinen Bürostuhl für einen Tag pro Woche in den eigenen vier Wänden aufgestellt. Und wenn es nach Personaldirektorin Gabriele Fluck geht, sollen es in den nächsten Jahren noch mehr werden.
"Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Home-Office für einen modernen und attraktiven Arbeitgeber ein "Must-have" ist", sagt Fluck. Vor allem Mitarbeiter der IT und der Personalabteilung nutzen das s.Oliver-Angebot bislang. Schon in wenigen Monaten soll das Konzept auf weitere Unternehmensbereiche ausgedehnt werden. "Viele Mitarbeiter machen das beim Einstellungsgespräch mittlerweile zur Bedingung", berichtet die Managerin. Das Unternehmen profitiere im Gegenzug von einer hohen Motivation und Leistungsbereitschaft.

Digitalisierung verändert Anforderungen und Bedürfnisse

S.Oliver nutzt die Vorteile einer Arbeitswelt, die in den vergangenen Jahren zunehmend digitaler und flexibler geworden ist. Doch dieser Trend verändert gleichzeitig die Bedürfnisse der Mitarbeiter, die Anforderungen an die Führungskräfte und auch den Arbeitsalltag von Betriebsärzten. "Die Arbeitswelt wird sich in den nächsten Jahren massiv verändern. Da werden wir auch als Betriebsärzte intensiv gefordert sein", betont Anette Wahl-Wachendorf. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte, der sich noch bis Samstag in Würzburg zur Jahrestagung trifft. Eines der Hauptthemen des Kongresses: "Arbeit 4.0".
Ein Teil der Entwicklung ist die zunehmende Arbeit von Zuhause aus. Die medizinische Beratung werde deshalb zum großen Teil nicht mehr im Büro stattfinden, ist Wahl-Wachendorf überzeugt. "Es wird eine Beratung aus der Ferne mehr Einzug halten als zuvor."
Die zunehmende Technisierung und Digitalisierung in der Industrie verlange zudem, dass die Betriebsärzte schon deutlich früher als üblich Arbeitsplätze mitgestalten müssen: "Wenn die Roboter erst mal da sind, ist es rum. Da müssen wir frühzeitig planerisch mitwirken, damit nicht am Menschen vorbei gestaltet wird."
Das sei ohnehin eine der größten Herausforderungen. "Bei der Digitalisierung wird so viel vorgegeben, dass wir aufpassen müssen, dass der Mensch noch beachtet wird." Das Thema Führung werde dabei am meisten strapaziert. In Zukunft müssten daher Führungskräfte intensiv von Betriebsärzten betreut werden. "Die Führungskraft muss ihre Mitarbeiter nicht nur aus der Ferne führen - am Laptop und über Skype. Sie muss auch erkennen können, ob Mitarbeiter belastet sind."
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