Deutsche zögern bei Geldanlage im Netz

Finanz-Start-ups haben es in Deutschland schwer

von - 28.08.2017
Doch bisher stoßen die Anbieter hierzulande auf wenig Begeisterung. Während in den USA die größten "Robo Advisor" je mehrere Milliarden verwalten, steuern alle deutschen Anbieter zusammen 800 Millionen Euro, wie neue Zahlen der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman zeigen.
"Der Markt für automatisierte Geldanlage ist riesig", sagt Sabine Schoon, Bereichsleiterin bei Comdirect. "Aber Kunden geben ungern ihr Vermögen an unbekannte Start-ups." Auch die Vorstellung, Geld automatisch verwalten zu lassen, schrecke manche ab.
Comdirect versucht es mit einer Kombination aus Mensch und Roboter. Kunden können entscheiden, ob die Bank Tipps für die Geldanlage gibt, das Vermögen eigenständig steuert oder Anlegern die Entscheidung über Änderungen überlässt. "Das unterstützende Angebot, bei denen der Kunde letztlich entscheidet, kommt derzeit am besten an", so Schoon.

Sparen per Festzins

Weniger Hemmungen haben die Deutschen bei neuen Ansätzen für Altbekanntes: Sparen per Festzins. So hat das Hamburger Fintech Deposit Solutions mit dem Portal Zinspilot schon zwei Milliarden Euro Kundengelder vermittelt. Es bietet Sparern an, über ihre Hausbank auf die Angebote fremder Geldhäuser zuzugreifen. Anleger können so vergleichen, wo die höchsten Zinsen für Tages- und Festgeld locken - etwa bei Banken aus Rumänien oder Lettland. Geschützt sind alle von der EU-weiten Einlagensicherung von 100.000 Euro je Sparer und Bank.
"Viele unserer 60.000 Kunden legen hohe fünfstellige Beträge an", sagt Firmengründer Tim Sievers. "Manche verteilen so hohe Vermögen von über 100.000 Euro auf mehrere Banken." Institute, die das Angebot ihren Kunden zur Verfügung stellen, riskieren zwar, dass Klienten ihr Geld woanders anlegen - aber eben nicht deren komplettes Abwandern. "Die Kundenbeziehung bleibt erhalten", sagt Sievers. Die Anlagebank bekommt nur die Spareinlage, kann Kunden aber keine anderen Produkte wie Wertpapiere verkaufen. Jüngst übernahm Deposit Solutions den Konkurrenten Savedo samt 18.000 Kunden und macht sich so breit.
Comdirect will nun skeptische Kunden quasi nebenbei an den Wertpapierhandel heranführen. Sie bietet Sparern an, beim Online-Shopping Rabatte zu sammeln und Mini-Beträge in ETFs zu investieren. "Die Angebote führen dazu, dass Kunden sich oft zum ersten Mal mit Wertpapieranlage beschäftigen und anschließend öfter in ihr Depot schauen", sagt Managerin Schoon. Auch das zeigt: Für die Revolution der Geldanlage sind die Deutschen noch nicht bereit - sie wollen erst mal nur spielen.
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