Wirtschaft kritisiert neue Corona-Hilfen als halbherzig

Wirtschaftsminister Peter Altmaier verteidigte Hilfen

von - 05.02.2021
Altmaier verteidigte den Beschluss. "Wir stärken damit viele mittelständische Unternehmen, auf deren Wettbewerbsfähigkeit wir angewiesen sind, damit die Wirtschaft nach der Krise schneller in Schwung kommt", erklärte er.
Laut Finanzminister Olaf Scholz (SPD) kostet der ausgeweitete Verlustrücktrag voraussichtlich weniger als eine Milliarde Euro. "Wir tasten uns gewissermaßen ein bisschen vor", sagte er im Deutschlandfunk. Man habe in einem ersten Schritt rund 96 Prozent der Unternehmen entlastet. "Jetzt geht es um ein paar Weitere. Und wir versuchen gewissermaßen rauszufinden, wo das wirtschaftlich vertretbar ist, ohne dass die Finanzierungsgrundlagen kaputtgehen."
Der Wirtschaftsweise Lars Feld bezeichnete die Pläne der Koalition zum Verlustrücktrag als "absolut richtig". "Es ist das Instrument der Wahl, um den Unternehmen über die aktuell schwierige Lage hinwegzuhelfen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

FDP-Fraktion schließt sich Kritik an

FDP-Fraktionsvize Christian Dürr dagegen schloss sich der Kritik der Verbände an. "Die vermeintlich großzügigen Änderungen beim Verlustrücktrag sind ein schlechter Scherz", sagte er der dpa. Wer 2021 Verluste mache, könne diese nur mit dem Krisenjahr 2020 verrechnen. "Gastronomie-Betriebe und Hotels, die schon im letzten Jahr durch den Lockdown Verluste gemacht haben, können mit dieser Regelung jetzt überhaupt nichts anfangen."
Auf weitgehend positive Resonanz dagegen stieß die verlängerte Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie. "Die Entscheidung ist eine wichtige Motivation für die Unternehmer, ihre Betriebe fortzuführen, und auch für die Beschäftigten eine mutmachende Botschaft", erklärte der Hotel- und Gaststättenverband. Derzeit bangen laut Dehoga drei von vier Betrieben wegen der fehlenden Öffnungsperspektiven um ihre Existenz.
Die Mehrwertsteuersenkung könne helfen, Hunderttausende Arbeitsplätze zu retten. Zugleich kämpfe der Verband aber weiter darum, dass auch für Getränke in Kneipen, Clubs und Diskotheken ein geringerer Steuersatz gilt. Im Abhol- und Lieferservice gelten derzeit ohnehin reduzierte Steuersätze.
Feld kritisierte die Steuersenkung für die Gastronomie als "Wahlgeschenk". Profitieren könnten nur die Unternehmen, die nach der Krise wieder ordentliche Umsätze erzielen könnten. Auch der Grünen-Politiker Danyal Bayaz kritisierte: "Die Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie bleibt wirkungslos, solange Restaurants zu und Kunden fern bleiben." Der Finanzpolitiker der Linken, Fabio De Masi, forderte stattdessen bessere Überbrückungshilfen. "Eine gezielte Unterstützung kleiner und mittlerer Einkommen ist sinnvoller als steuerliche Maßnahmen", sagte er.
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