Merck geht mit Milliarden-Offerte in Bieterwettbewerb um Versum

Lukrativer Bar-Deal soll Fusion verhindern

von - 28.02.2019
Merck plane, das gemeinsame Geschäft am Standort von Versum in Tempe (Arizona) aufzubauen. Der beabsichtigte Bar-Deal sei bereits "voll durchfinanziert" und berge anders als das Angebot von Enetegris keine Unabwägbarkeiten, umwarb Merck das Management des US-Unternehmens. Nötig seien nur die Zustimmung der Versum-Aktionäre sowie der Kartellbehörden. Es seien aber keine regulatorischen Hürden zu erwarten, unterstrich Oschman in einer Telefonkonferenz.

Die Aktien von Merck und Entegris reagierten am Nachmittag mit Kursverlusten auf die Nachrichten. Die Merck-Papiere gingen mit einem Abschlag von mehr als 4 Prozent aus dem Xetra-Hauptgeschäft. Entegris rutschten zuletzt um knapp 4 Prozent ab. Der Kurs von Versum sprang hingegen um fast 18 Prozent auf 48,76 Dollar nach oben.

Bei Analysten kamen die Pläne der Darmstädter indes gut an. Nach Ansicht der Analysten von Moody's würde bei einem erfolgreichen Angebot die breite Aufstellung von Merck weiter gestärkt und die Balance zwischen den drei Sparten des Konzerns besser austariert. Zudem verbessere der Konzern seine Position und den Zugang zum stark wachsenden Markt für Elektromaterialien, schrieben sie in einer ersten Reaktion.

Die Experten des Analysehauses Stifel vermuten, dass Entegris es schwer haben dürfte, das Angebot der Deutschen mit einer eigenen Barofferte zu kontern. Das Versum-Board werde womöglich nicht darum herumkommen, das Angebot aus Darmstadt zu akzeptieren.

Merck-Finanzchef Marcus Kuhnert betonte, eine Übernahme von Versum würde die Profitabilität von Merck unverzüglich steigern und mittelfristig 60 Millionen Euro Kosten pro Jahr sparen.

Merck musste 2018 eine Durststrecke in der Materialsparte überwinden, weil das Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Smartphone- und TV-Displays nicht mehr rund lief. Da chinesische Konkurrenten in den Markt drängen, stehen die Preise unter Druck. Um die Sparte wieder flott zu machen, stellt sich der Bereich neu auf und richtet sie stärker auf Halbleiter für die Elektronikindustrie aus. Doch das kostet Zeit. Merck peilt erst nach 2019 wieder ein jährliches Umsatzwachstum von im Schnitt 2 bis 3 Prozent in dem Bereich an.

Die Schwäche der Spezialchemiesparte gilt als größte Baustelle von Merck und als einer der Gründe, warum der bereinigte Betriebsgewinn 2018 zurückgehen soll. Die Bilanz legt Merck am 7. März vor.
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