Mobile Netze für das Industrial IoT

Technik für den Massenmarkt

von - 08.08.2019
Das LoRaWAN wurde für eher unkritische IoT-Anwendungen im Massenmarkt entwickelt, sogenannte „Massive IoT“-Lösungen. Aufgrund der entsprechend einfachen Auslegung eignet es sich weder zur Sprachübertragung noch zum Transport großer Datenpakete oder für Echtzeit­anwendungen. Zeitpunkt und Zuverlässigkeit werden in der Regel nicht garantiert. Primäres Ziel ist ein möglichst niedriger Energieverbrauch (für lange Akkulaufzeiten) bei kleinen Datenpaketen. Weil öffentliche Mobilfunknetze für möglichst hohe Bitraten ausgelegt sind, sind hohe Sendeleistungen und Endgeräte mit starken Akkus erforderlich. Daher taugen ältere Mobilfunkgenerationen wie GSM/2G und UMTS/3G im Grunde nur bedingt für IoT-Systeme. Sie nutzen die verhältnismäßig teuren Frequenzen zudem ineffizient und werden deshalb in absehbarer Zeit abgeschaltet.
Seit 2012 werden LTE/4G-Netze gebaut, betrieben und laufend erweitert - mit sehr  unterschiedlichen Ergebnissen im Ländervergleich. So stieg die Netzabdeckung in der Schweiz auf über 99 Prozent und die Geschwindigkeit an ausgewählten Orten auf bis zu 1 GBit/s, während Deutschland noch weit hinterherhinkt (die Deutsche Telekom etwa schafft als bester Provider gerade einmal 75 Prozent Abdeckung).
LTE hat also durchaus Vorteile, die man auch für IoT nutzen kann. Allerdings sind LTE-Endgeräte meist komplex, entsprechend teuer und benötigen noch dazu viel Energie. Um auch weniger übertragungskritische IoT-Anwendungen abdecken zu können, wurde die vierte Mobilfunkgeneration LTE/4G in den letzten Jahren um neue Funktionen erweitert. Dazu wurden zwei Servicekategorien definiert: Narrowband IoT (NB-IoT) und Cat-M1, auch LTE-M genannt.
Beides sind abgespeckte LTE-Varianten, die Daten mit nur 20 bis 30 KBit/s (NB-IoT) oder mit bis zu 100 KBit/s (LTE-M) übertragen. Auch die mögliche Reichweite wurde begrenzt, denn neben der Datenrate ist auch die zu überbrückende Funkdistanz entscheidend für die Batterielebensdauer. Sie beträgt höchstens zehn Jahre bei NB-IoT sowie fünf Jahre bei LTE-M und sinkt mit steigender Datenrate und erhöhter Reichweite, da beides mehr Sendeleistung bedingt. Also wurde der Übertragungsmodus geändert: Statt Vollduplex-Übertragung wie bei normalen LTE-Endgeräten können NB-IoT-Geräte nur entweder senden oder empfangen (Halb­duplex-Übertragung), was für unkritische Massive-IoT-Anwendungen ausreicht. Auf LTE-M läuft der Vollduplex-Modus nur optional, etwa für Notrufsysteme.
NB-IoT und LTE-M benötigen SIM-Karten zur Identifika­tion im LTE-Netz, die auch als energiesparende eSIM ausgeführt sein können. Schließlich können beide dank extended Discontinuous Reception (eDRX) den Signalisierungsverkehr reduzieren, der in der Regel nur aus einem kurzen Paging besteht, etwa als OK-Meldung oder zur Positionsbestimmung. Durch dieses Maßnahmenpaket kann man einfachere und entsprechend günstigere Endgeräte mit geringerem Energieverbrauch anbieten.

Critical IoT (CIoT)

Dank leicht höherer Datenrate und optionaler Vollduplex-Übertragung eignet sich LTE-M für kritische IoT-Anwendungen (CIoT). Zu den Critical-IoT-Anwendungen gehören beispielsweise mobile Telemetriesysteme, die eine hohe Zuverlässigkeit seitens des Netzes voraussetzen, etwa Notruf-Armbanduhren mit Voice-Funktion zur Personenüberwachung via Voice over IP (VoIP). LTE-M kann dabei die Übermittlung kleinerer Datenmengen im kritischen Zeitrahmen und mit akzeptabler Latenz von maximal 200 Millisekunden garantieren.
Doch die Anforderungen an das IoT steigen weiter, insbesondere in Sachen Bandbreite, Zuverlässigkeit, Latenz und Echtzeitübertragung. Denn insbesondere sich bewegende Objekte wie Autos oder Busse sowie künftig Züge und Fernlastwagen bedürfen einer präzisen Steuerung in Echtzeit. Hier kommt die jüngste Mobilfunkgeneration 5G ins Spiel, die praktisch allen möglichen Anwendungen gerecht wird. Da diese im Bereich Massive IoT bereits durch andere Netze abgedeckt sind, wird sich 5G primär auf CIoT konzentrieren und kann seine Stärken hier voll ausspielen. Bis 5G aber flächendeckend vorhanden sein wird, werden noch einige Jahre vergehen.
Eines steht jedoch heute schon fest: Das IoT wird zunehmend zu einer Alltagserscheinung.

Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, lokal, indoor

Networking lokal, indoor
(outdoor nur auf Campus)

Networking landesweit/global, outdoor

Entfernung

< 10 Meter

< 100 Meter

Mehrere Kilometer

Netztechnologien

– Bluetooth
– WLAN

– WLAN
– ZigBee
– LoRa
– LTE/4G,
– 5G

– GSM/2G
– LTE Cat-M1
– NB-IoT/LTE
– 5G
– LoRa

Kommunikationsart

Periphere Konnektivität

Drahtlose Heim- und Büronetze

Verbindungen zu Weitverkehrsnetzen

Endgeräte

Headsets, Smartphones, Smartwatches, Hi-Fi-Anlagen, TVs, Fitnessgeräte, Mäuse, Tastaturen, Fernbedienungen, Babyphones u. a.

Smartphones, Notebooks, Tablets, Router, Hi-Fi-Anlagen, TVs, E-Book-Reader; IT-Endgeräte wie Drucker, Scanner, Datenspeicher; Sensoren aller Art

Smartphones, Notebooks, Tablets; Sensoren mit permanenter Netzverbindung (4G/5G/LoRa)

Anwendungen

Verbindungen für Multimedia, Entertainment, Sport, Büro-IT, Sicherheit, Überwachung,
Gesundheitswesen

Internet (surfen, E-Mail, streamen), Entertainment, Anwendungen für Sicherheit, Überwachung, Gesundheitswesen, Smart Energy Management, Smart Home u. a.

Messdatenerfassung und -übermittlung, Transport und Lagerung empfindlicher Waren, Informationen zu/von bewegten Fahrzeugen, Sicherheit, Überwachung,
Umweltschutz, Verkehrsmanagement, Landwirtschaft, Smart Cities u. a.

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