Vom Sanierungsfall zum Innovationstreiber

Szenarien der Migration

von - 13.05.2020
Migrationsstrategie 1
Migrationsstrategien: Der Ansatz hängt stark davon ab, ob man nur die gleichen oder auch neue Funktionen haben will.
(Quelle: Krypczyk)
Gegen den radikalen Schritt, Applikationen komplett neu zu entwickeln, sprechen der immens große Aufwand und die damit einhergehenden Kosten. Alternativ zur Neuentwicklung sind mehrere Szenarien der Software-Migration gängig:
Re-Implementierung: Alle für die Neucodierung notwendigen Informationen werden aus dem Altsystem übernommen. Die Architektur bleibt erhalten, der Quellcode wird neu erstellt, etwa in einer anderen Programmiersprache. Der bisherige grundsätzliche Lösungsansatz bleibt erhalten – dafür muss die Architektur sich aber auch eignen.
Konversion: Daten oder Programme werden automatisiert in die für die Zielumgebung notwendige Form transformiert, teils mittels Reverse Engineering. Darunter versteht man die automatische Überführung des Programmcodes von einer Sprache in eine andere. Aber: Die Entwicklung von Werkzeugen, die für eine qualitativ gute Konversion sorgen, ist aufwendig. Voraussetzung für diesen Ansatz ist zudem ein tiefes Verständnis des Altsystems.
Kapselung: Daten und Programme des Altsystems bleiben in ihrer ursprünglichen Umgebung bestehen, aber von einem sogenannten Wrapper umhüllt. Mittels Schnittstellen wird vom Neusystem aus auf die Dienste des Altsystems zugegriffen. Die Systemschnittstellen werden durch Re-Engineering verändert, der Legacy-Code bleibt bestehen. Eine Kapselung ist oft ökonomisch sinnvoller als eine Konversion. Im Vergleich zu den anderen Strategien ist dieses Vorgehen günstiger und risikoärmer. Voraussetzung ist aber, dass das Altsystem in puncto Funktionalität noch brauchbar ist. Sind Fehlerkorrekturen oder Anpassungen notwendig, müssen diese in der Sprache und Systematik des Altsystems vorgenommen werden.
Eine Alternative zur Software-Migration ist unter Umständen der Einsatz von Standard-Software. Weil sie für einen ano­nymen Markt erstellt worden ist, muss sie an die speziellen Anforderungen der Benutzer angepasst oder auf die betriebliche Ablauforganisation ausgerichtet werden (Customizing). Vorteile gegenüber der Entwicklung von Individual-Software sind geringere Entwicklungs- und Wartungskosten, schnellere Verfügbarkeit und kein Risiko von Fehlentwicklungen. Zudem lassen sich damit auch Anwendungen realisieren, bei denen keine oder nur unzureichende Qualifikationen für eine eigene Entwicklung vorhanden sind. Standard-Software verringert insofern die Abhängigkeit von den Entwicklern.
Standard-Software sollte immer vor anderen Szenarien der Software-Migration geprüft werden. Der technische Fortschritt kann dazu geführt haben, dass sich Ziele, die ursprünglich nur mittels Eigenentwicklung zu erreichen waren, nun über konfigurierbare Software-Bestandteile realisieren lassen.
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