„Identitäten im großen Maßstab verwalten“

„Versagen Servicefunktionen, verliert man Umsatz“

von - 18.06.2015
com! professional: Scott McNealy, der frühere CEO von Sun, gehört jetzt zu den offiziellen Beratern von ForgeRock und macht das angeblich völlig unentgeltlich. Das ist schwer nachzuvollziehen bei einem Vollblutmanager aus dem Silicon Valley. Wie verhält es sich wirklich?
Andresen: Als ich ForgeRock gegründet habe, hat mir jede CEO-Erfahrung gefehlt. Deshalb habe ich relativ früh Scott McNealy kontaktiert und ihn wegen seiner Erfahrung wiederholt um Rat gefragt.
Er war mein persönlicher Mentor als CEO, er hat uns dabei geholfen, Investoren auszuwählen, er hat für uns mit potenziellen Kunden gesprochen und uns auch als Referenz bei unseren Kundenkontakten gedient.
com! professional: Stehen Sie in ständigem Kontakt mit McNealy?
Andresen: Ja, ich spreche fast jede Woche mit ihm. Er ist so etwas wie meine rechte Hand.
com! professional: Aber er hat keine finanziellen Interessen an Ihrem Unternehmen?
Andresen: Das war nicht der Grund, weswegen wir ihn anfangs kontaktiert haben. Inzwischen gehört er aber zu den Anteilseignern der Firma.
com! professional: Identity-Management ist lange etwas gewesen, was innerhalb eines Unternehmens stattgefunden hat. Es ging beispielsweise um Bereiche wie die Zugangsberechtigungen für Mitarbeiter. ForgeRock bietet eine andere Form von Identity-Management an. Wo liegt der Unterschied?
Andresen: Es gibt mehrere Unterschiede zum klassischen Identity-Management. In der klassischen Form passiert relativ wenig: Ein neuer Mitarbeiter tritt in das Unternehmen ein, seine Daten werden erfasst, er erhält die Erlaubnis für bestimmte Anwendungen, und wenn er später in eine andere Abteilung versetzt wird, erhält er andere Zugangsberechtigungen. Das ist ein sehr langsamer Prozess mit wenigen Transaktionen. In einer kundenorientierten Umgebung muss man jedoch sehr viel öfter und sehr viel schneller reagieren, beispielweise wenn etwas im Internet verkauft und registriert wird.
com! professional: Haben Sie das klassische Identity-Management nur verändern müssen oder verfolgen Sie einen komplett neuen Ansatz?
Andresen: Noch zu Sun-Zeiten hatten wir bereits externe Kontakte im Fokus. Wir haben uns auf die Menge und die Geschwindigkeit der zu erwartenden Transaktionen konzentriert sowie auf Schnittstellen und Protokolle, um mit anderen Systemen wie Google, Facebook oder Salesforce zu interagieren.
com! professional: Was ist der Unterschied zu einem Customer Relationship Management (CRM)?
Andresen: In einem traditionellen CRM-System geht es mehr um ein Directory der Kundennamen, der Branche, Adressen und ähnlicher Attribute. In einem IRM-System (Identity Relationship Management) geht es auch um die Beziehungen zwischen Personen und Geräten, also was man zum Beispiel mit einem iPhone macht oder welche Services man für seinen Fernseher aktiviert. Es geht darum, wie man die komplexen Beziehungen zwischen einem Gerät, einem Service und einer Person erfasst, kontrolliert und auswertet.
com! professional: Wie können Sie mit Ihrer Software Unternehmen unterstützen, die Produkte im Internet ankündigen und verkaufen?
Andresen: Kündigt zum Beispiel Apple ein neues iPhone an, gehen Millionen von Menschen im gleichen Augenblick ins Internet und es kann zu einer Überlastung der Systeme kommen. Skalieren Sie nicht genügend, können dann viele Verkaufstransaktionen nicht abgeschlossen werden. Die Fähigkeit, hier der Nachfrage entsprechend skalieren zu können, ist für E-Commerce geschäftskritisch. Versagen die Servicefunktionen, verliert man seinen Umsatz.
com! professional: Aber wie kommen hier die Produkte von ForgeRock ins Spiel?
Andresen: Indem wir die Zugriffe zusammen mit den persönlichen Daten organisieren und verwalten. ForgeRock ist der einzige Anbieter, der es Unternehmen ermöglicht, Identitäten in einem für das Internetzeitalter angemessenen Maßstab zu verwalten und die Beziehungen mit ihnen effizient zu gestalten.
Im Gegensatz zum Identity and Access Management (IAM), das auf das Management interner Identitäten eines Unternehmens ausgerichtet ist, richtet ForgeRock den Blick nach außen, auf die Kunden, und ermöglicht das Management von Hunderttausenden oder sogar Millionen von Identitäten.
Viele unserer Implementierungen unterstützen viele Tausend Transaktionen pro Sekunde. Die norwegische Regierung bietet zum Beispiel einen einheitlichen Zugang zu über 300 Behördendienstleistungen. Das wird von fast 100 Prozent der erwachsenen Bevölkerung und 500.000 Unternehmen genutzt.
An Stichtagen, etwa für die Steuererklärung, loggen sich eine Million User an einem Tag ein, ohne dass die Performance sinkt, geschweige denn die Verfügbarkeit eingeschränkt wäre.
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