Sicherheit

RFID-Schnüffelchips in Kleidung

von - 18.01.2012
RFID-Schnüffelchips in Kleidung
Der FoeBuD e.V. hat in einer Aktion in Bielefeld auf die RFID-Chips in Kleidungsstücken hingewiesen. Demnach ist es sogar möglich, per Lesegerät Bewegungsprofile der Kunden zu erstellen.
FoeBuD e.V. ist ein Verein, der sich seit 1987 für Bürgerrechte und Datenschutz einsetzt. In ihrer jüngsten Aktion weisen die Vereinsmitglieder auf eine bislang für viele Kunden völlig unbekannte Gefahr in Kleidungsstücken hin. Wie das WDR-Fernsehen in der Sendung Markt berichtete, gab es letzte Woche eine Aufsehen erregende Aktion vor dem Gerry-Weber-Store in Bielefeld. Grund dafür sind die RFID-Chips (radio-frequency identification), die in dieser Damenmoden-Firma in alle Kleidungsstücke eingenäht werden. Die im Textilpflegeetikett versteckten Funketiketten können auf einen Radius von acht Metern geortet werden.
Bei der Aufklärungsaktion suchten Mitglieder des FoeBuDs mit einem handelsüblichen Lesegerät die Kleidung der Kunden nach versteckten Chips ab und projizierten die Inhalte auf eine überdimensionale Sprechblase. Sowohl Kunden als auch interessierte Passanten waren erstaunt darüber, dass die neu gekaufte Kleidung unbemerkt aus mehreren Metern Entfernung identifiziert werden kann.
RFID-Funkchip senden auf Kommando eine weltweit eindeutige Seriennummer aus. Die Zeichenfolge lässt sich beispielsweise von Marktforschern auslesen, wenn Kunden ein Geschäft verlassen oder betreten. Zudem kann die Kombination der unterschiedlichen Kleidungsstücke erfasst werden. Das Verfahren wird aber vor allem zur Optimierung der Logistik eingesetzt, etwa bei der Inventur. Außerdem wird es zum Schutz vor Ladendiebstahl und zur Erkennung von gefälschter Markenkleidung verwendet.
Wenn der Chip beim Kauf nicht entfernt wird, kann jedes entsprechende Lesegerät die darin befindlichen Daten per Funk auslesen. Dass Wirtschaft und Politik immer mehr auf die kleinen RFID-Schnüffelchips setzen, findet das FoeBuD e.V. mit Blick auf die Menschen- und Bürgerrechte äußerst bedenklich. Wenn Kunden mit einem woanders gekauften Kleidungsstück an der Kasse stehen, mit EC-Karte zahlen, oder per Bilderkennung von einer Videokamera überwacht werden, können über RFID-Chips Bewegungsprofile erstellt werden.
Zwar ersparen RFID-Funkchips den Händlern Kosten in der Logistik, dennoch setzen nicht alle Händler auf dieses Verfahren. Die Metro Handelskette beispielsweise verzichtet zum Schutz der Verbraucher inzwischen wieder ganz auf dieses System, während in der Nobel-Garderobe des italienischen Modehauses Peuterey Funketiketten an den unterschiedlichsten Stellen eingenäht sind. Dafür erhielt Peuterey im Jahre 2011 den Big Brother Award des FoeBuD.
Anders scheint es bei Gerry Weber auszusehen. Die Geschäftsführung ist erkennbar um Transparenz bemüht. Deren Kunden werden darauf verwiesen, die Chips in den Pflegeetiketten an der eingezeichneten Schnittkante zu entfernen. Auch gibt es an den Ladeneingängen deutlich erkennbare Hinweise auf RFID.
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