Sicherheit

O2 will Kundendaten verkaufen

von - 31.10.2012
O2 will Kundendaten verkaufen
Das hoch verschuldete Mobilfunkunternehmen O2 plant, die Daten und Bewegungsprofile seiner Kunden zu verkaufen. Kritiker sehen darin eine Gefahr für den Datenschutz und halten dieses Verfahren für nicht rechtskonform.
Das Mobilfunkunternehmen O2 zählt mit mehr als 25 Millionen Kunden zum drittgrößten Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Mit dem Börsenstart am vergangenen Dienstag erhofft sich das Unternehmen, gemeinsam mit dem spanischen Mutterkonzern aus den tiefroten Zahlen zu kommen. Doch offenbar zahlen die Kunden noch nicht genug. Nach einem Bericht der Tageschau beabsichtigen die Unternehmen nun auch in den Handel mit Kundendaten einzusteigen. Telefónica will die Bestandsdaten wie Alter und Geschlecht mit Bewegungsprofilen der O2-Kunden an andere Firmen zum Zweck der Marktforschung zu verkaufen. Deshalb arbeitet das Unternehmen nun mit dem Marktforschungsunternehmen GfK zusammen. Bestandsdaten mit Bewegungsdaten sollen aber anonym bleiben und nicht zusammen mit Nutzerinformationen wie Namen und Telefonnummer gespeichert werden.
Die Bewegungsprofile dienen anderen Unternehmen dabei, herauszufinden, wo sich Menschen bestimmten Geschlechts und Alters aufhalten. So könnten beispielsweise geeignetere Standorte für Handelshäuser geplant werden.
Laut Telefónica ermöglicht dies ein Produkt namens "Smart Step", was so viel bedeutet wie "Schlaue Schritte". Es zeichnet die Bewegungen der Smartphone-Besitzer minuten- und metergenau auf - etwa welchen Weg die Person zur Arbeit nimmt, wo sie unterdessen ihren Kaffee kauft und vor welchen Schaufenstern sie stehenbleibt. "Smart Step" soll das Verhalten von Kunden und die Einflüsse darauf für Unternehmen und Organisationen aus dem öffentlichen Sektor mess- und vergleichbar sowie verständlich machen.
Das sagen Datenschützer
Datenschützer sehen dieses Vorhaben sehr kritisch. Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein, äußerte sich zu dem Thema in der ARD-Tagesschau: „Standortdaten sind hochsensibel, weil eben über sie eindeutig erkennbar ist, wo sich jemand aufhält. Insofern sehe ich es mit großen Bauchschmerzen, dass jetzt offensichtlich Telekommunikationsunternehmen beginnen, diese Daten in die Welt zu streuen.“
Laut dem Datenschützer Marit Hansen vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein ist "Smart Step" nicht mit der deutschen und europäischen Rechtslage zu vereinbaren. Seiner Ansicht nach setzt eine Auswertung der Ortsdaten die Einwilligung der Mobilfunkteilnehmer oder eine vollständige Anonymisierung der Daten voraus.
Update 01.11.2012: Gegenüber Spiegel Online äußerte ein Telefónica-Sprecher, dass es "keine konkreten Pläne gibt, ein Produkt wie Smart Step in Deutschland einzuführen". Telefónica reagiert damit auf die Kritik von Datenschützern und einigen Bundesministerien. Das Vorhaben wäre auch rechtlich bedenklich gewesen, weil die Weitergabe anonymisierte Daten nicht ohne Einwilligung des Mobilfunk-Nutzers möglich ist. Zudem ist der Handel mit Standortdaten nur erlaubt, wenn der Dienst einen Zusatznutzen bietet, etwa die Lenkung von Verkehrsströmen. Ein Zusatznutzen ist bei "Smart Step" jedoch nicht zu erkennen.
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