Sicherheit

Nach Hackerangriff: EU setzt Handel mit Emissionsrechten aus

von - 24.01.2011
Nach Hackerangriff: EU setzt Handel mit Emissionsrechten aus
Nach einem Hackerangriff hat die europäische Kommission den Handel mit Emissionsrechten bis mindestens 26. Januar unterbrochen. Das ist ein herber Rückschlag für die europäische Klimapolitik.
Die tschechische Brokerfirma für den Handel mit Emissionen hatte gemeldet, ihr seien bei einem Einbruch in ihr Konto 470.000 Emissionszertifikate abhanden gekommen. Das berichtet die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Neben Tschechien seien bei dem systematisch durchgeführten Raubzug auch Polen, Griechenland und Estland von den Diebstählen betroffen gewesen. Kurz davor seien Zertifikate in Österreich gestohlen worden, bereits im November 2010 hatte es einen Einbuch in die Emissionshandelsstelle in Rumänien gegeben. 
Über die Zahl der betroffenen Zertifikate kann die Kommission keine genauen Angaben machen, sie schätzt aber, dass bei den Angriffen etwa zwei Millionen Zertifikate gestohlen worden sind. Die Financial Times Deutschland blamage-fuer-eu-prestigeprojekt-hacker-laehmen-emissionshandel/50217131.html:errechnet daraus einen entstandenen Schaden von fast 30 Millionen Euro. Die Diebstähle waren offensichtlich möglich, weil die Identitätsabfrage für die Händler nicht in allen Ländern hinreichend gesichert war.
Mit den Zertifikaten erhalten etwa Industrieanlagen Rechte zum Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), das für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. Brauchen sie weniger - beispielsweise wenn sie Anlagen modernisieren - , können sie die Zertifikate an der Emissionshandelsbörse verkaufen. Die Zahl der ausgegebenen Zertifikate soll von Jahr zu Jahr verringert werden. Damit will die EU einen Anreiz für die Industrie schaffen, den CO2-Ausstoß zu verringern.
In einer Mitteilung weist die europäische Kommission darauf hin, dass der Handelsstop nur den Spotmarkt betrifft, der 2010 weniger als ein Fünftel der gesamten Marktaktivität eingenommen hatte. Der politische Schaden ist trotzdem hoch: Der Emissionsrechtehandel ist ein umweltpolitisches Prestigeprojekt der EU. Sie will damit beweisen, dass Klimaschutz mit marktwirtschaftlichen Instrumenten vorangebracht werden kann. Die wiederholten Skandale, die das Emissionshandelssystem heimsuchen, verbessern seine Popularität nicht.
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