Sicherheit

Abhör-Vorwürfe gegen Skype

von - 28.07.2012
Abhör-Vorwürfe gegen Skype
Nach Informationen der Washington Post kooperiert Skype vermehrt mit Ermittlungsbehörden. Dabei sollen Chat-Protokolle und Benutzerdaten weitergegeben worden sein. Auch Telefonate könnten abgehört werden.
Skype war bisher für seine hohen Sicherheitsstandards bekannt. Die Telefonate liefen über ein Peer-to-Peer-Netzwerk (P2P), bei dem die Teilnehmer direkt miteinander verbunden waren. Da kein zentraler Server beteiligt war, ließen sich die Gespräche nur schwer abhören.
Vor kurzem hat Skype Änderungen an der Infrastruktur vorgenommen, um die Stabilität zu verbessern. Jetzt kommen auch zentrale Server als „Supernodes“ zum Einsatz. Dadurch wird es möglich, auf die Kommunikationsinhalte zuzugreifen.
Nach einem Bericht der Washington Post beschweren sich Regierungsbehörden seit Jahren darüber, dass die Verschlüsselung und der Aufbau des Netzwerkes „die Beobachtung von „Drogen-Baronen, Pädophilen und Terroristen“ erschweren. Hackergruppen und Datenschützer gehen davon aus, das Skype die Infrastruktur geändert hat, damit den Behörden einen leichteren Zugang zu den Skype-Daten erhalten können. Die Vorwürfe richten sich vor allem an Microsoft. Das Unternehmen sei dafür bekannt, weltweit mit Ermittlungsbehörden eng zusammenzuarbeiten. Microsoft hatte Skype im Oktober 2011 übernommen. Das Misstrauen wird noch durch ein Patent verstärkt, dass Microsoft im Juni 2011 angemeldet hat. Dabei geht es um ein Verfahren, mit dem sich unbemerkt die Kommunikation über Voice-over-IP-Programme (VoIP) wie Skype aufzeichnen lässt. Es ist aber nicht bekannt, ob diese Technik bereits bei Skype eingesetzt wird.
Skype weist alle Vorwürfe zurückIn einem Blogbeitrag schreibt Skype-Manager Mark Gillett: „Der Grund für die Einführung von Supernodes war nicht, den Behörden einen Zugang zur Kommunikation der Benutzer zu erleichtern. Bereits seit 2005 gibt es bei Skype ein Team, das sich um Anfragen von Strafverfolgungsbehörden kümmert. Unsere Position war immer, dass wir Auskünfte im Rahmen der rechtlichen und technischen Möglichkeiten geben, wenn die Behörden einen angemessenen Weg beschreiten“.
Das Online-Magazin Slate schlägt vor, dass Skype dem Beispiel von Google folgen soll. Im Google Transparency Report veröffentlicht das Unternehmen Lösch-Anfragen von Behörden und Rechte-Inhabern. „Ohne Offenheit wird Skype Vertrauen verlieren, und ohne Vertrauen wird es Benutzer verlieren“, heißt es bei Slate. Einige Nutzer würden sich bereits nach Alternativen umsehen und beispielsweise zum Open-Source-Programm Jitsi wechseln. Es zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es Nutzer unter Windows, Mac OS X oder Linux durch eine vollständige Kommunikationsverschlüsselung vor Lauschangriffen schützt.
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