Tesla soll doch an der Börse bleiben

Workaholic Musk kämpft mit Gesundheitsproblemen

von - 27.08.2018
Musk hält zwar weiter an seiner Behauptung fest, dass "mehr als genug" Finanzmittel vorhanden gewesen wären, um Tesla von der Börse zu nehmen. Wo genau das Geld hätte herkommen sollen, erklärt er aber nicht. Deshalb muss sich Tesla auf eine langwierige SEC-Untersuchung einstellen und ist mit Sammelklagen wegen irreführender Aussagen und Marktmanipulation konfrontiert. All das kommt zur Unzeit. Musk wirkt bereits angeschlagen wie selten zuvor. Jüngst erst schockte er Aktionäre mit einem emotionalen "New York Times"-Interview, in dem er sich unter Tränen als getriebener Workaholic mit Gesundheitsproblemen und Schlafmittelkonsum outete.

Inzwischen treibt manch Großaktionär die Befürchtung um, dass der Superstar des Silicon Valley, der Tesla bislang als Ein-Mann-Show führt, selbst zum größten Risiko für das Unternehmen wird. Denn ausgerechnet jetzt durchläuft Tesla mit seinem Hoffnungsträger Model 3 die wohl kritischste Produktionsphase, weshalb Musk eigentlich stärker denn je gefordert ist. Ende Juni hatte der Firmenchef noch aufgetrumpft, als mit über einem halben Jahr Verspätung endlich das Produktionsziel erreicht wurde, pro Woche 5000 Einheiten des ersten günstigeren Tesla-Modells vom Band laufen zu lassen.

Qualitätsprobleme bei Model 3

Doch auch die Zweifel an der Nachhaltigkeit der Model-3-Fertigung steigen. "Unsere Experten fanden zahlreiche Qualitätsprobleme wie fehlende Schrauben, starken Lärm oder ungleichmäßige Spaltmaße", heißt es in einer aktuellen UBS-Analyse. Im Vergleich dazu steche der Chevy Bolt - das ist der Model-3-Rivale von General Motors - äußerst positiv hervor. Parallel dazu berichtete die Website "Business Insider" unter Berufung auf interne Unterlagen von Tesla von einer enormen Fehlerquote. Mehr als 4300 der 5000 in der letzten Juniwoche gefertigten Model 3 mussten demnach überarbeitet werden.

Mit Blick auf Teslas strapazierte Kapitaldecke hat sich Musk mit dem Wirbel um eine mögliche Privatisierung erst recht keinen Gefallen getan. Um den Eindruck zu zerstreuen, der Tweet zum Börsenrückzug sei ein Bluff gewesen, wurden kostspielige Maßnahmen zur Prüfung der Idee ergriffen. So ließ sich Tesla etwa von der Beteiligungsgesellschaft Silver Lake und von den Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley beraten - sowas ist nicht billig. Hinzu kommen Rechtskosten wegen der Sammelklagen und der SEC-Ermittlungen. Beim Aktienkurs hat Musk sich ebenfalls einen Bärendienst erwiesen - der notierte zuletzt schon wieder tiefer als vor seinem vermaledeiten Tweet.
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