Wem nutzt die Digitalisierung in der Fabrik?

Digitalisierung will die Produktion revolutionieren

von - 12.04.2017
Fertigung im Sekundentakt, ständig wechselnde Werkstücke, die unterschiedlich bearbeitet werden müssen. Was durch die Digitalisierung möglich wird, wäre für den Menschen nur schwer zu bewältigen, sagt ABB-Manager Sami Atiya. "Menschen können mit Robotern außerdem effizienter und präziser arbeiten und in neue Bereiche vordringen, wie etwa eine Gießerei, wo Menschen aufgrund der hohen Temperaturen nur kurzzeitig arbeiten können." Ein Roboter könne Gewichte in Sekundenabständen stemmen, ohne zu ermüden. "Speziell in der Logistik gibt es viele solcher Aufgaben, für die Roboter besser geeignet sind."
Gleichzeitig sei der Einsatz von Robotern eine Chance, dass Produktionsstätten wieder näher an den Verbraucher heranrücken könnten, sagt Atiya. "Das ist wegen der hohen Lohnkosten in Europa, aber zunehmend auch in China, nur mit Robotern möglich." Also ist die wachsende Digitalisierung tatsächlich kein Schreckensszenario? "Die Arbeitswelt wird sich durch die fortschreitende Digitalisierung weiter verändern", ist der ABB-Manager überzeugt.
Gewerkschafter Zitzelsberger ist bei den Jobs in der Fertigung allerdings noch relativ gelassen. "Die Gefahr, dass Jobs wegfallen, sehen wir vor allem in Verwaltungstätigkeiten - in der Buchhaltung beispielsweise", sagt er. "Umgekehrt entstehen viele spannende Jobs durch neue Dienste."

Kenntnisvermittlung via App

Das wichtigste Anliegen der Gewerkschafter ist die Frage, ob ungelernte Kräfte da noch mithalten können. Auch hier kann die Digitalisierung helfen, sagt Zitzelsberger: "Die Vermittlung der notwendigen Kenntnisse kann über Apps geschehen." Ein Beispiel sei die App "AppSist". Sie soll sich auf den Wissensstand eines Mitarbeiters einstellen und die jeweils notwendigen Informationen zur Verfügung stellen. Für jeden Job muss sie programmiert werden. Noch ist sie ein Forschungsprojekt.
Unruhe in der Belegschaft spürt Sicherheitsexperte Vetter deshalb noch nicht. Ein Grund könnte sein, dass noch längst nicht alle möglichen Tätigkeiten an Roboter übergeben wurden. Manuelle Tätigkeiten seien in den Beispielszenarien zu 20 Prozent automatisiert. "20 Prozent sind also von Robotern übernommen. Man hätte auch alles den Robotern überlassen können."
Die menschenleere Fabrik sieht Vetter deshalb noch nicht. "Überall, wo man kreativ reagieren muss, zum Beispiel bei der Planung und Entscheidungen, sind wir von künstlicher Intelligenz noch meilenweit entfernt."
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