Merkel geht mit Digitalisierung in den Wahlkampf

Digitalisierung als Option für jedermann

von - 29.03.2017
Später kommt der Youtuber, der "von echt vielen jungen Leuten, die im Internet gerne mit Politik in Berührung kommen würden", schwärmt. Und die Forderung erhebt, dass man als Anbieter von Internet-Filmen online "gehen kann, ohne dass man zu Tode reguliert wird". Oder der Digital-Berater, der eine Verdopplung des Wehretats von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) fordert, weil von der militärischen Cyber-Entwicklung der zivile Markt profitiere. Gut, dass Generalsekretär Tauber schon am Anfang klar gemacht hat, nicht alle Ideen würden sofort ins Wahlprogramm aufgenommen.
Als dann die Vertreterin einer Stiftung aus Großbritannien die Innovations-Probe macht und jene Anwesenden zum Aufstehen auffordert, die bereit wären, ganz aufs Bargeld zu verzichten, bleibt Angela Merkel sitzen - so wie etwa ein Drittel der anderen Zuhörer.
Mit der Erklärung, warum sie nicht aufgestanden sei, gibt Merkel in den nächsten Minuten einen tiefen Einblick in ihre Gedankenwelt. Warum solle sie denn gleich ganz aufs Bare verzichten, fragt sie die verblüffte Rednerin. "Lassen Sie mir noch ein bisschen Bargeld in der Tasche, für zehn Jahre", sagt Merkel leicht entrüstet ins Mikrofon. "Dann würde ich sofort dabei sein, wenn ich morgens bloß mein Kärtchen an die U-Bahn halten muss. Das würd' ich machen."

Analoger Rückhalt in einer digitalen Welt

Aber für die Sicherheit, da wolle sie doch lieber ein wenig Bargeld dabei haben, sagt die Kanzlerin und wählt zur Veranschaulichung eine Anspielung auf die geliebte Datsche in der Uckermark. "So, wie ich heute noch immer Kohlen habe und einen Ofen, irgendwo auf dem Lande. Weil ich gerade denke, wenn es mal ganz kalt wird und die Elektrizität ausfällt", erklärt Merkel ihre ganz eigene Art von analogem Sicherheitsbedürfnis: Dann "hast Du noch was in petto".
Und für alle, die die Verbindung zur konkreten Politik nicht sofort verstanden haben, schiebt sie hinterher: "Ich glaube, die Deutschen überzeugt man nicht, indem man sagt: Alles oder nichts. Sondern indem man es ihnen als Option gibt. Und wenn's bequemer ist, wenn sich's bewährt, werden sie's auch machen. Das ist jedenfalls mein Motto."
Verwandte Themen