AWS und Azure auf dem Prüfstand

David Microsoft und Goliath Amazon

Die beiden führenden Cloud-Anbieter im Bereich Big Data, AWS und Azure, liefern sich einen erbitterten Wettbewerb. Die Unterschiede zwischen beiden sind allerdings nach wie vor größer als ihre Gemeinsamkeiten.
Satya Nadella, CEO von Microsoft
Satya Nadella, CEO von Microsoft: „In einer von Big Data dominierten Welt tragen winzige Datenmuster viel Gewicht.“
Erfahrung: Nach seinem Debüt 2006 konnte AWS die Marktführerschaft an sich reißen und gegenüber Kunkurrenten wie IBM oder Rackspace einen massiven Vorsprung herausarbeiten. Microsoft begann die Aufholjagd erst 2010 mit der kommerziellen Verfügbarkeit von Azure.
Als einer der Pioniere bei Big Data hat Amazon den zeitlichen Vorsprung genutzt, um das eigene Angebot an Diensten massiv auszubauen. Amazon punktet daher klar im Hinblick auf die Vielseitigkeit der verfügbaren Lösungen und ihren Reifegrad. So ist beispielsweise Cloudera Enterprise in einer produktionsreifen Edition auf AWS verfügbar. Für Azure gibt es Cloudera vorerst nur in einer Vorabversion.
Skalierbarkeit: Im Lauf der Jahre konnte sich AWS einen weltweiten Marktanteil von aktuell 80 Prozent sichern und sich als der bisher unangefochtene Markt- und Technologieführer behaupten. Amazons massive Kapazitäten spiegeln sich in den Zahlen wider. Die Deutsche Bank schätzt den weltweiten Umsatz von AWS 2014 auf satte 6 Milliarden Dollar.
Offiziellen Angaben zufolge kommt Microsofts Cloud-Sparte auf einen Umsatz von 5,5 Milliarden Dollar, doch schließt diese Zahl alle cloudfähigen Tools mit ein, darunter Microsofts Software-as-a-Service-Dienste für Office 365 einschließlich Microsoft Dynamics. Die Deutsche Bank beziffert Microsofts Umsatz mit Azure auf 500 bis 700 Millionen Dollar, also etwa auf ein Zehntel des Umsatzes von AWS.
Orchestrierung und Integration: Was die orchestrierte Bereitstellung der benötigten Cloud-Ressourcen und die massive Skalierbarkeit angeht, so hat AWS klar die Nase vorn. Azure trumpft im Hinblick auf die Integration mit Microsoft-eigenen Technologien.
Unterstützung für Open Source: Viele der führenden Big-Data-Lösungen verdanken ihre Existenz der Open-Source-Gemeinde. Sowohl AWS als auch Azure unterstützen daher quelloffene Software wie Linux, das Big-Data-Framework Hadoop, das Container-Framework Docker und zahlreiche andere quelloffene Lösungen.
Kostenvoranschlag für die AWS-Cloud: Der AWS-Preisrechner geht zwar bis ins kleinste Detail, berücksichtigt allerdings nicht alle Kostenfaktoren.
Kostenvoranschlag: Der AWS-Preisrechner geht zwar bis ins kleinste Detail, berücksichtigt allerdings nicht alle Kostenfaktoren.
Preise: AWS hat den Ruf eines aggressiven Discounters mit der Innovationskraft eines agilen IT-Start-ups, doch hinkt diese Einschätzung der Realität etwas hinterher. Amazon mag unter den Cloud-Anbietern das Schwergewicht schlechthin sein, automatisch günstiger ist AWS aber nicht.
Wer von den beiden Dienstleistern im direkten Preisvergleich führt, lässt sich nicht pauschal beurteilen. In bestimmten Nutzungsszenarien, insbesondere bei den eigenen Produkten, hat Microsoft einen klaren Vorsprung und zeigt sich kulant, flexibel und innovativ. Azure gönnt dem Anwender zum Beispiel mehr Arbeitsspeicher als Amazon.
Datenschutz: Sowohl AWS als auch Microsoft Azure erfüllen mit ihren europäischen Datencentern gültige Datenschutzbestimmungen der EU. Amazon AWS stellt in Europa zwei Rechenzentren bereit: in Frankfurt und Irland. Microsoft hat Rechenzentren in Irland und in den Niederlanden. Wer ausschließlich eine Datenhaltung in Deutschland will, sollte daher von Azure vorerst Abstand nehmen.
Wie diese Vor- und Nachteile im Detail zu gewichten sind, hängt von dem ins Auge gefassten Nutzungsszenario ab. Gerade Big Data bietet viel Spielraum für innovative Lösungen.
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