Sicherheit

Wie sicher ist Windows Phone 8?

von - 01.11.2012
Wie sicher ist Windows Phone 8?
Microsofts Mobil-Betriebssystem Windows Phone 8 geht mit Geräten von Samsung, Nokia und HTC an den Start. Microsoft setzt neben mehr Personalisierung auch auf höhere Standards bei der Sicherheit.
Bisher liegt der Marktanteil von Smartphones mit einem Microsoft-Betriebssystem bei unter 4 Prozent. Android-Geräte kommen dagegen auf gut 60 Prozent, Apple-Smartphones liegen bei etwa 22 Prozent. Zusammen mit dem Rückgang bei den PC-Verkäufen sind diese Zahlen für Microsoft bedrohlich. Nach einer Prognose von Gartner könnte Android im Jahr 2016 Windows bei der Anzahl der Installationen überholen, weil die Nutzer vermehrt zu Tablets und Smartphones greifen.
Das in dieser Woche in San Francisco vorgestellte Windows 8 Phone muss daher aus der Sicht von Microsoft erfolgreich werden. Sonst lassen sich die schwindenden Umsätze bei den Desktop-PCs nicht ausgleichen. Windows Phone 8 setzt auf Kernkomponenten und Technologie des Betriebssystems Windows 8. Es läuft auf Desktop-PCs, Notebooks, Tablets und Smartphones und erlaubt eine gemeinsame Servicenutzung. Verbessert wurden die individuellen Einstellungsmöglichkeiten. Über die Live-Kacheln und die Startseite können Nutzer nun alle wichtigen Apps und Informationen auf einen Blick sehen und bearbeiten. Der Sperrbildschirm ist personalisiert und zeigt die wichtigsten Informationen an. Laut Microsoft ist es das derzeit "persönlichste" Smartphone auf dem Markt.
Sicherheitsfunktionen bei Windows Phone 8: Microsoft hat die Integration von Zusatzprogrammen erleichtert und neue Funktionen, wie "Kinderecke", "Brieftasche" oder "Räume" eingeführt. Die "Brieftasche" bietet Nutzern die Möglichkeit, alle Informationen zu Kunden-, Bank- oder Kreditkarten in einem durch eine PIN-Nummer geschützten Bereich zu verstecken. Das soll einen besseren Schutz vor Datenspionage bieten. Eine potentielle Bedrohung stellen vor allem Apps dar, die auf Daten des Benutzers zugreifen, diese für ihre Zwecke auswerten und anderen Personen zugänglich machen. Damit der Kunde weitgehendst geschützt ist, versichert Microsoft, dass sämtliche Apps im Store getestet und zertifiziert sind. Windows 8 Phone führt grundsätzlich nur digital signierte Programme aus. Das war bei Windows Phone 7 noch anders. Hier ließen sich Apps von Fremdanbietern auch ohne Signatur starten.
Verschlüsselung und Schutz vor Schadsoftware: Beim PC soll in Zukunft SecureBoot verhindern, dass Schadsoftware den Bootprozess manipuliert und unerwünschte Funktionen ausführt. Einige neuere PCs sind bereits mit SecureBoot ausgestattet. Die Funktion lässt sich aber im BIOS abschalten. Sonst wäre es nicht möglich, alternative Betriebssysteme wie Linux zu installieren. Bei Windows 8 Phones ist der Startprozess ebenfalls über SecureBoot abgesichert. Die Hardware sorgt dafür, dass nur digital signierte Programme starten können.
Apps werden grundsätzlich in einer Sandbox ausgeführt, haben also keinen Zugriff auf die Daten anderer Programme. Der interne Speicher wird bei Windows Phone 8 von Anfang an verschlüsselt, nicht jedoch der Inhalt der SD-Karte. Das ist bei Android und iOS ähnlich. Hier gab es deswegen in der Vergangenheit Sicherheitsprobleme. Denn einige Apps legen auch persönliche Daten auf der SD-Karte ab, die dann von Schadsoftware gelesen werden können.
Mehr Sicherheit für den Einsatz im Unternehmen: Der private Nutzer ist selbst für die Sicherheit seines Smartphones verantwortlich. In Firmen sorgen aber in der Regel die IT-Verantwortlichen für die Sicherheit. Mitarbeitern ist es meist nicht erlaubt, eigene Software auf dem Arbeits-PC zu installieren, damit Firmengeheimnisse über Schadsoftware nicht an die Öffentlichkeit gelangen.
Mobile Geräte können für Unternehmen aber ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko bedeuten. Sind darauf geschäftliche E-Mails und andere Firmendaten gespeichert, kann der Diebstahl eines Smartphone oder Tablets zu einem finanziellen Schaden für das Unternehmen führen. Davor schützt immerhin die standardmäßige Verschlüsselung der Windows 8- Smartphones.
Vor gefährlichen Apps kann die Integration in die IT-Unternehmensstruktur schützen. Firmen können einen eigenen App-Store (Company-Hub) bereitstellen, aus dem Mitarbeiter dann nur die erlaubten Programme installieren können. Die Verwaltung der Geräte im Firmennetz kann über Windows Intune oder System Center Configuration Manager (SCCM) erfolgen. Windows 8 Phone- und Windows 8 RT-Geräte lassen sich außerdem in ein Active Directory integrieren und unterliegen damit den gleichen von den IT-Administratoren festgelegten Beschränkungen wie Desktop-PCs und Notebooks. Mit diesen Mitteln können Administratoren Smartphones aus der Ferne löschen, auf unerwünschte Apps untersuchen oder das System aktualisieren.
Microsoft konkurriert bei der Sicherheit im Unternehmensbereich vor allem mit dem Blackberry-Hersteller Research in Motion. Blackberry-Geräte werden aufgrund der zahlreichen Sicherheitsfunktionen vor allem in großen Unternehmen und Behörden immer noch bevorzugt eingesetzt. Aber auch für Android und iOS gibt es inzwischen mehrere Mobile-Device-Management-Lösungen (MDM), die für mehr Sicherheit sorgen. Beispielsweise Airwatch, MobileIron und die Symantec Mobile Management Suite. Damit lassen sich dann alle Smartphones und Tablets verwalten, unabhängig davon, ob sie unter Windows, Android, iOS oder Blackberry OS laufen.
Kommunikation über NFC: Die eingebaute Near Field Communication (NFC) ermöglicht einen drahtlosen Austausch von Visitenkarten, Bilder, Songs, Dokumenten und andere Inhalte zwischen zwei NFC-fähigen Geräten. Die für diese Bezahlfunktion notwendigen Sicherheitselemente werden erstmals auf der SIM-Karte gespeichert und nicht auf dem Smartphone selbst. Das setzt allerdings eine Umstellung bei den Providern voraus.
Web-Browser: Der Webbrowser des Smartphones ist der Internet Explorer 10. Er kann JavaScript 4x schneller als unter Windows Phone 7.5 ausführen und unterstützt doppelt so viele HTML5-Features. Wie schon bei Windows ist der Internet Explorer durch Sicherheitsfunktionen wie SmartScreen geschützt. Der integrierte Phishing-Schutz 8 warnt vor möglicherweise gefährlichen Websites.
Cloud-Dienste: Zum Windows 8 Phone bietet Microsoft kostenlos sieben Gigabyte Gratis-Speicher bei SkyDrive an. Dort lassen sich Fotos, Dokumente und Einstellungen ablegen. Wer sich dann später ein neues Windows 8 Phone kauft, kann die Daten und Einstellungen schnell wiederherstellen. Die Daten lassen sich auch zwischen PCs mit Windows 8, Windows RT Tablets und Notebooks synchronisieren. Somit stehen dann immer auf allen Geräten die gleichen Daten zur Verfügung.
Fazit: Windows Phone 8 bietet vor allem gegenüber Windows Phone 7 einige Vorteile bei der Nutzerfreundlichkeit und Sicherheit. Im Unternehmen werden sich mobile Geräte mit Windows 8 wahrscheinlich besser in eine Microsoft-Infrastruktur einfügen, als andere Betriebssysteme. Wer auch auf dem PC mit Windows 8 arbeitet, profitiert von der einheitlichen Oberfläche und den Cloud-Funktionen. Der Erfolg von Windows 8 Phone hängt also auch davon ab, wie viele Nutzer sich zum Umstieg auf Windows 8 bewegen lassen.
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