Sicherheit

Bundesregierung will Windows schützen

von - 04.08.2011
Bundesregierung will Windows schützen
Nach Informationen der Wirtschaftswoche reagieren Bundesregierung und Unternehmen auf die wachsende Zahl an Cyberattacken. Sie planen eine Schutzhülle für Windows und spezielle Hardware zur Verbesserung der Internet-Sicherheit.
Die wachsende Zahl an Cyberangriffen soll die Bundesregierung dazu veranlasst haben, mehr Forschungsgelder für die Entwicklung spezieller Router, Computerchips und Software bereitzustellen. Unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise, meldet die Wirtschaftswoche, bestehe vor allem die Sorge vor geheimen Hintertüren in Soft- und Hardware, durch die fremde Geheimdienste eindringen können. Vorrangiges Ziel sei es, das für seine Sicherheitslücken bekannte Windows aus dem Hause Microsoft mit einer Software-Schutzhülle einzukapseln. Ein solches „deutsches Sicherheitsbetriebssystem“ sei eines der wesentlichen Bausteine der Cyberware-Abwehrstrategie.
Die bisherigen Forschungsarbeiten sollen möglicherweise noch in diesem Jahr an ein mit staatlicher Hilfe gegründetes Startup-Unternehmen überführt werden. Als Grundlage diene dabei ein von der Technischen Universität Dresden entwickelter Mikrokernel, so die Wirtschaftswoche. Das ist ein Chip mit dem Codenamen „SeSaM“ (Secure and Safe Microkernel Made in Germany). An einem solchen Sicherheitsmodul sei vor allem die Industrie zur Absicherung ihrer Rechner interessiert. Damit könnten auch Maschinensteuerungen in Kraftwerken und Fabriken vor Angriffen geschützt werden.
Nach Angaben der Wirtschaftswoche werde derzeit außerdem heimlich an einem europäischen Internet-Router gearbeitet. Die Wirtschaftswoche behauptet zudem, Informationen aus dem Bundesforschungsministerium zu haben. So heißt es, dass es mit europäischen Netzausrüstern und Forschungseinrichtungen Gespräche darüber gäbe, ein leistungsfähiges Konsortium zusammenzustellen. An dem Projekt, Codename SaSER (Secure and Safe European Routing), sollen sich neben der Deutschen Telekom auch die Netzausrüster Alcatel-Lucent, NokiaSiemensNetworks und die ADVA Optical Networking beteiligen.
Was genau will die Bundesregierung?
Der knappe Artikel in der Wirtschaftswoche wirft einige Fragen auf. So wird beispielsweise nicht klar, was bei Windows genau geschützt werden soll und wie dieser Schutz funktionieren könnte. Der Kommentar eines Mitarbeiters der Firma Sysgo, die am SeSaM-Projekt mitarbeitet, stellt zwei Dinge klar: Es geht nicht um das Endanwender-Windows auf dem Desktop, sondern um eingebettete Systeme, wie sie bei der Steuerung von Industrieanlagen zum Einsatz kommen. Außerdem basiert SeSaM nicht auf einem an der TU Dresden entwickelten Mikrokernel, sondern auf PikeOS, einem vor ungefähr zehn Jahren vom L4-Kern abgeleiteten Produkt. Letztlich könnte es bei der Forschung also um ein sicheres Betriebssystem gehen, unter dem in einer Virtualisierung dann ein eingebettetes Windows läuft. Inwiefern dass dann tatsächlich für mehr Sicherheit sorgt, sei dahingestellt.
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