Rückblick auf die «New Work Days 2022»

Expertenwissen in reicher Fülle

von - 03.07.2022
Foto: com! professional
com! professional, Computerworld und PCtipp haben eine viertägige digitale Konferenz zum Thema New Work durchgeführt. Geboten wurden zahlreiche interessante ­Keynotes, Editor Picks und Masterclasses. 
Wer sich zum Thema New Work auf den ak­tuellsten Stand bringen wollte, konnte dies kürzlich an der zweiten Ausgabe der «New Work Days» tun. Organisiert wurde die viertägige digitale Konferenz von com! professional und ihren beiden Schwesterzeitschriften Computerworld und PCtipp. Vom 30. Mai bis 2. Juni boten Masterclasses, Editor Picks und Keynotes den Teilnehmern vielfältige Chancen, sich zu Themen wie hybrides Arbeiten, papierloses Büro und Sicherheit im Homeoffice fortzubilden. Exemplarisch fassen wir hier drei der rund 20 Programmpunkte der „New Work Days“ zusammen.

Viel mehr als nur Homeoffice

Alexandra Cloots, Professorin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, referierte in ihrer Keynote zum Thema „New Work ist mehr als nur Homeoffice“. Als Leiterin des HR-Panels New Work setzt sie sich intensiv mit der Frage auseinander, wie die Arbeitswelt der Zukunft gestaltet werden soll. Sie zitierte eingangs den Sozialphilosophen und Begründer der New-Work-Bewegung Frithjof Bergmann: „New Work oder Arbeit, die wir wirklich wollen.“ Dieser Grundgedanke fehle manchmal, da manche denken, Homeoffice allein sei bereits New Work. „Dabei ist New Work viel mehr als die Gestaltung der Arbeitsrahmenbedingungen“, betonte sie. „Viel mehr geht es darum, in der Arbeit Sinn zu sehen – also nicht nur einen Job zu erledigen, sondern mit der Arbeit etwas zu bewirken, an ihr Spaß zu haben und voll motiviert zu sein.“ Dazu gehöre, dass die Arbeitgeber den Arbeitnehmern ein Umfeld bieten, in dem diese ihre Talente auch wirklich einbringen könnten: „Homeoffice ist weder sinnstiftend noch talentfördernd – zudem war es in den vergangenen zwei Jahren meist eine Pflicht und keine Freiheit“, führte sie aus. Damit sei Homeoffice per Definition nicht New Work, sondern nur ein Element davon. Die Remote-Arbeit während der Pandemie habe jedoch das Verständnis für neue, hybride Arbeitsformen geweckt: „Wir haben viel gelernt und es ist normal geworden, Online-Meetings durchzuführen.“ Das ebne New Work den Weg.
Das Bedürfnis nach New Work ist laut Cloots auch nicht primär auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, sondern vor allem auf Treiber wie Digitalisierung, Wertewandel und Fachkräftemangel. „Es gilt deshalb, die Arbeit so zu gestalten, dass sie frei, selbstbestimmt und sozialkompetent im Sinn der Organisation stattfinden kann.“ Das verbessere die Identifikation mit dem Unternehmen und ermögliche den Arbeitnehmenden eine freie und selbstbestimmte Nutzung ihrer Talente. Die Digitalisierung verändere dabei die Kommunikation sowie die Zusammenarbeit miteinander, was von allen, insbesondere den Vorgesetzten, ein Mehr an Sozialkompetenz erfordere. „Es geht bei New Work nicht nur um eine Änderung der Arbeitsprozesse, sondern vor allem darum, wie die Organisation und Arbeitskultur gestaltet wird“, erklärte sie, „und ableitend daraus, was das für die Führung und Elemente wie Karriereentwicklung, Lebensphasen-Orientiertheit, Berufsplanung oder Mobilität bedeutet.“
Alexandra Cloots
OST – Ostschweizer Fachhochschule
Foto: OST – Ostschweizer Fachhochschule
„Viel mehr geht es bei New Work darum, Sinn in der Arbeit zu sehen.“
Doch wie kann die Basis für eine New-Work-Kultur gelegt werden? „Indem Mitarbeitende und Führungskräfte gemeinsam eine neue, authentische Arbeitskultur entwickeln und auch vorleben“, so Cloots. Damit dies gut gelingen könne, sei eine moderne Führungskultur des Vertrauens, Abholens, Onboardens, Vorbildseins und der Transparenz erforderlich. In einem weiteren Schritt gelte es, ein teambasiertes, selbstbestimmtes „Regelwerk“ zu schaffen: „Jedes Team definiert für sich, wie es in Zukunft arbeiten will und was ihm wichtig in der Zusammenarbeit und Gestaltung ist.“ Zentrale Punkte seien das voneinander Lernen sowie der Wissens- und Erfahrungsaustausch. Wichtig sei auch, dass während der Kulturentwicklung Reflexionsphasen eingestreut werden. „Es sollte immer wieder überlegt werden, was mitgenommen und gefördert wird und was nicht“, sagte Cloots. „Das wirkt wie ein Motor.“
Mihály Gündisch
DocuSign
Foto: DocuSign
„Akzeptanz lässt sich nur durch Kommunikation erreichen.“

Papierloses Büro ist machbar

Mihály Gündisch, Vice President Enterprise Sales DACH bei DocuSign, nahm sich in einem Editor Pick eines ganz praktischen Themas an: dem papierlosen Büro. Er bestätigte die These von Interviewer Johann Scheuerer, dass Anywhere-Economy und New Work nur ohne oder mit nur wenig Papier funktionieren: „Anywhere bedingt schon mal, dass man von überall auf relevante Unterlagen zugreifen kann, und das geht in der papierbehafteten Form eher schlecht und ist teilweise mit Kosten verbunden.“ Die Büros von DocuSign kämen tatsächlich ganz ohne Drucker aus. „Das kann man einen harten Zwang nennen, aber es ist auch immer wieder eine Erinnerung für uns, dass wir die digitalen Möglichkeiten, die uns das Unternehmen zur Verfügung stellt, tatsächlich immer nutzen sollen.“ Falls trotzdem mal ein Blatt Papier den Weg ins Büro finde, werde es in ein PDF umgewandelt und digital weiterverarbeitet. Cloud-Plattformen, die mittlerweile Bestandteil aller gängigen Büro-Software sind, würden dann den Zugriff von überall aus sowie das Teilen mit verstreut arbeitenden Teams erlauben. „Die Tools sind da, nun geht es darum, sie zu verfeinern sowie die Menschen dafür zu begeistern, indem ihnen aufgezeigt wird, was sie von der Nutzung haben“, erklärte er. „Akzeptanz lässt sich nur durch Kommunikation erreichen.“
Doch was ist sicherer: ein Ausdruck auf Papier, bei dem es einen physischen Zugriff braucht, oder eine Datei, die in der Cloud abgespeichert ist? „Sicherheit ist natürlich ein sehr wichtiger Punkt in einer digitalen Landschaft, auch für die Akzeptanz – man will das vorhandene Sicherheitsniveau ja keinesfalls senken“, sagte Gündisch. „Heute verfügen die Tools aber über Richtlinien und Standards, die für entsprechende Sicherheit sorgen.“ Wichtige Themen seien hier die Verschlüsselung, die Zwei-Faktor-Authentisierung oder auch die Zertifizierung der Anbieter. Doch auch die Nutzerinnen und Nutzer seien gefordert: Beispielsweise komme es immer mal wieder vor, dass jemand ein Backup auf einem USB-Stick abspeichere und diesen dann verliere. „Das ist dann deutlich unsicherer, als wenn ein Dokument in der Cloud abgelegt wird.“
Sören Beutel-Fischer
SoSafe
Foto: SoSafe
„Viel besser ist, die Sicherheitsrisiken stück­weise zu vermitteln.“

IT-Sicherheit hängt oft von den Nutzern ab

Um Sicherheit ging es auch in einem weiteren Editor Pick: Darüber, wie diese im Homeoffice gewährleistet werden kann, sprachen Sören Beutel-Fischer von SoSafe und Sandra Balz von Deutschland sicher im Netz e. V. Wie Beutel-Fischer berichtete, ergab eine Phishing-Simulation von SoSafe, dass vor Corona 12 Prozent auf eine fingierte Phishing-E-Mail geklickt haben, während es zu Homeoffice-Zeiten 30 Prozent waren. „Woran liegt’s? – der Flurfunk hat auch seine Vorteile“, sagte er. „Wenn einem etwas komisch vorkommt, spricht man mit den Kollegen, was einen Warneffekt ergibt.“ Balz sprach ein weiteres Sicherheitsproblem an: das Drucken im Homeoffice. „Manche schicken sich Mails an die persönliche Adresse, um sie ausdrucken zu können.“ Sie plädierte dafür, dass von den Firmen eine Abwägung vorgenommen werde, welche Vorgaben wichtig seien und wo die Mitarbeitenden besser nicht zu sehr eingeschränkt werden sollten. „Ansonsten besteht die Gefahr, dass es ihnen zu blöd wird und sie die Schutzmaßnahmen umgehen.“ Balz und Beutel-Fischer waren sich einig, dass es nichts bringt, die Mitarbeitenden mit dem erhobenen Finger zu ermahnen. „Viel besser ist ein kontinuierliches Training, um die Sicherheitsrisiken stückweise zu vermitteln“, so Beutel-Fischer.
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