Auf der Suche nach dem digitalen Macher

Kulturmangel statt Kapitalmangel

von - 01.12.2016
Offenbar stehen Unternehmenskultur, -struktur und -organisation der digitalen Transformation in den befragten Unternehmen im Weg – traditionell, hierarchisch, vertikal, funktional statt agil, horizontal und prozessorientiert. Insbesondere Großunternehmen haben hier Nachholbedarf: Knapp 60 Prozent der Großunternehmen werden noch immer traditionell geführt – mehr als doppelt so viele wie im Mittelstand. Überraschenderweise sieht nur jeder Vierte die finanziellen Ressourcen als Hindernis bei der Digitalisierung an. Budget und Ressourcen reichen folglich in der großen Mehrheit der Fälle aus.
Risikovermeidung, fehlende Veränderungsbereitschaft und niedrige Experimentierlust lähmen Unternehmen in ihrer Chancenverwertung, die die Digitalisierung bietet. Jeder zweite Befragte bemängelt die Bereitschaft zur grundsätzlichen Veränderung in Verhalten und Organisation. Mehr als 40 Prozent bewerten ihr Unternehmen als zu träge mit ungenügender Entscheidungsfähigkeit und -geschwindigkeit. Laut 15 Prozent der Teilnehmer herrscht Orientierungslosigkeit in ihrer Organisation. Nicht einmal jedes zwanzigste Unternehmen verfügt über eine klar definierte Umsetzungsverantwortlichkeit im digitalen Bereich.

Visionäre Köpfe identifizieren und fördern

Die internen Herausforderungen der Digitalisierung sind längst erkannt, doch kaum jemand legt richtig los. Die Studienergebnisse unterstreichen das Warten auf den digitalen Erlöser. Jeder Vierte sieht die Aufgabe "Visionäre Köpfe identifizieren und fördern" als entscheidenden Erfolgsfaktor, den kulturellen Wandel voranzutreiben. Gesucht wird der Mastermind, auch außerhalb des Unternehmens, der mit Vision und Tatkraft der Organisation einen Ruck gibt. Manager sind als Vorbilder gefragt, die die Organisation in die Zukunft führen. Die eigene Innovationskraft wird stark unterschätzt. Nur 16 Prozent der Befragten sehen die Etablierung einer "Can-do"-Kultur als erfolgsentscheidend an.
Auf Basis der Studienergebnisse hat BearingPoint fünf Ansätze formuliert, die Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen:
  1. Kunde, Kunde, Kunde: stärkere Ausrichtung an Kundenwünschen
  2. Handeln wie ein Startup: Fehler zulassen und mutig Neues wagen
  3. Investieren wie ein Risikokapitalgeber: Verbündete suchen und Innovationen auch extern entwickeln
  4. IT-Infrastruktur ausbauen: IT den geschäftlichen Bedürfnissen anpassen
  5. Den "Tipping Point" zum Umdenken erreichen: starre Strukturen aufbrechen und kulturellen Wandel fördern

Dieser Artikel wurde von Oliver Weiss verfasst.
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