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Mini-Tools für Windows

von - 03.11.2009
Mini-Tools für Windows
Ein Tastendruck, und alle Fenster treten hinter das aktive zurück. Einige praktische Funktionen wie diese fehlen in Windows. Die kostenlose Skriptsprache Autohotkey sorgt für Ersatz.
Der Artikel beschreibt die wichtigs­ten Funktionen von Autohotkey und zeigt, wie Sie eigene EXE-Programme erzeugen. Auf der Webseite www.donationcoder.com/Software/Skrommel gibt es noch mehr solcher Tools.
Installation
Autohotkey lässt sich auf zwei Wegen installieren: Entweder Sie verwenden den Installer oder die portable Version. Der Weg über den Installer hat einige Vorteile. So müssen Sie sich zum Beispiel nicht um die Dateiverknüpfungen kümmern und erstellen über das Kontextmenü des Windows-Explorers bequem neue Skriptdateien.
Aktualisierung: Um später eine bestehende Version von Autohotkey zu aktualisieren, laden Sie einfach die aktuelle Version herunter und installieren diese in das gleiche Verzeichnis, in dem auch die vorherige Version liegt. Eine Deinstallation der alten Version ist nicht nötig.
Editor: Da alle Autohotkey-Skripts letztlich Textdateien sind, genügt ein einfacher Texteditor wie Wordpad, um neue Skripts zu erstellen. Komfortabler ist es aber mit einem flexibleren Editor wie Notepad++ 5.4.5 . Um dort das Syntax-Highlighting für Autohotkey zu installieren, kopieren Sie die Datei „userDefineLang.xml“ aus dem Ordner „AutoHotkey, Extras, Editors, Notepad++“ in die Verzeichnisse „ansi“ und „unicode“ von Notepad++.
Programmstart: Autohotkey-Skripts sind Textdateien mit der Datei-Endung AHK. Wenn Sie ein Skript aufrufen, dann startet Autohotkey und blendet ein Icon im System-Tray ein. Über dieses Icon gelangen Sie zu Funktionen wie „Edit This Script“, „Reload This Script“ oder „Pause Script“. Auch die umfangreiche Hilfe zu Autohotkey finden Sie dort.
Jedes Autohotkey-Skript erhält ein eigenes Icon. Damit dies nicht ausufert und Ihr Sys­tem-Tray überläuft, verwenden Sie am besten ein Master-Skript, das alle gewünschten Funktionen enthält. Oder Sie wandeln die Skripts mit dem Compiler in EXE-Dateien um. 
Damit die gewünschten Skripts oder EXE-Dateien bei jedem Systemstart ausgeführt werden, legen Sie in Ihrem Autostart-Ordner entsprechende Verknüpfungen an.
Tastenkürzel
Ursprünglich wurde Autohotkey entwickelt, um Tastenkombinationen festzulegen. Beliebige Tastenkürzel lassen sich mit nahezu beliebigen Aktionen belegen. Der Makro-Rekorder zeichnet komplexe Befehlsfolgen auf.
So geht’s: Um etwa mit [Alt F] Firefox zu starten, erstellen Sie mit Notepad++ eine leere Textdatei und nennen sie etwa firestart.ahk. Dort schreiben Sie folgende Zeile hinein: !f::Run.Firefox. Speichern Sie das Skript. Um es zu starten, klicken Sie es doppelt an. Es ­erscheint das Autohotkey-Icon im Sys­tem-Tray, und Ihre neue Tastenkombination ist ab sofort systemweit aktiv. 
So funktioniert das Skript: ! steht für die Alt-Taste. !f bedeutet also [Alt F]. Den beiden Doppelpunkten folgt der gewünschte Befehl, im Beispiel Run.Firefox.
Um Firefox stattdessen mit [Alt Gr F] zu starten, verwenden Sie den Befehl <^>!f::Run.Firefox. Wenn Sie die Tastenkombination bereits mit einer anderen Funktion belegt haben, dann stellen Sie das Zeichen ~ voran, um die neue Funktion zusätzlich auszuführen. So startet ~#e::Run.Firefox den Browser und den Windows-Explorer.
Es lassen sich auch Kombinationen zweier Tasten erstellen, indem Sie ein & dazwischensetzen, etwa PrintScreen.&.f::.Run.Firefox.
Hinweis: Bei mehrzeiligen Befehlsfolgen benötigen Sie ein abschließendes return. 
Programmabhängige Tastenkürzel: Um eine Tastenkombination nicht systemweit, sondern abhängig vom Programm festzulegen, brauchen Sie #ifWinActive. Um etwa Firefox mit der Taste [Esc] zu schließen, schreiben Sie in das Skript die folgenden Zeilen:
#ifWinActive.ahk_class.MozillaUIWindowClass
Esc::WinClose,.A
return
Damit Sie den in der ersten Zeile benötigten Fenster-Parameter herausfinden, starten Sie die Funktion Window Spy:. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Autohotkey-Icon und wählen Sie „Window Spy“. Dann rufen Sie Firefox auf. Window Spy zeigt in der dritten Zeile den Parameter, mit dem sich das Fenster ansprechen lässt . WinClose,.A schließt das aktive Fenster.
Tastenbelegung
Statt Tastenkombinationen für bestimmte Aktionen zu definieren, lässt sich auch die Belegung sämtlicher Tas­ten ändern. 
Tasten ausschalten: Um beispielsweise die lästige [Einfg]-Taste oder die Feststelltaste komplett zu deaktivieren, schreiben Sie Insert::return beziehungsweise CapsLock::return in das Skript.
Tasten ändern: Um etwa mit der Funktionstaste [F6] den Browser zu starten und drei Webseiten zu laden, verwenden Sie
F6::
Run.www.google.de
Run.www.com-magazin.de
Run.http://de.autohotkey.com
return
Sondertasten: Auch der Status von Sondertasten lässt sich festlegen. Um beispielsweise die Numlock-Taste dauerhaft zu aktivieren, so dass sich diese Funktion nicht mehr abschalten lässt, verwenden Sie ein Skript mit der Zeile
NumLockState,.AlwaysOn
Viele Tastaturen und Mäuse besitzen Sondertasten, die Autohotkey nicht kennt. Aber auch diese lassen sich ändern. Dazu benötigen Sie einen Tastatur-Hook: Schreiben Sie an den Beginn eines Skripts #InstallKeybdHook und führen Sie es aus. An dieser Stelle könnte Ihr Virenscanner meckern. Igno­rieren Sie ihn.
Nun rufen Sie im Kontextmenü des Autohotkey-Icons im System-Tray den Punkt „Open“ auf. Es erscheint eine grafische Bedienoberfläche. 
Dort wählen Sie „View, Key history and script info“. Drücken Sie die Sondertaste, deren Belegung Sie ändern wollen, und anschließend [F5], um die Ansicht zu aktualisieren. Der vorletzte Eintrag ist Ihre gewünschte Taste . Links sehen Sie den Virtual Key und den Scancode. Zum Ändern der Taste brauchen Sie den dreistelligen Scan­code. Um zum Beispiel mit der Pause-Taste Firefox zu starten, genügt der Befehl SC045::Run.Firefox
EXE-Programme
Jedes Autohotkey-Skript lässt sich in ein eigenständiges EXE-Programm umwandeln. Dazu verwenden Sie den Compiler im gleichnamigen Autohotkey-Unterverzeichnis.
Skripts compilieren: Starten Sie die Datei „Ahk2Exe.exe“. Wählen Sie bei „Source“ über den Button „Browse“ das Skript aus und bei „Destination“ den gewünschten Namen der EXE-Datei.
Wenn Sie wollen, geben Sie bei „Custom Icon“ ein eigenes Icon für die EXE-Datei an. In den beiden letzten Feldern tragen Sie bei Bedarf ein Passwort ein. Dieses benötigen Sie, um die EXE-Da­-tei mit Exe2Ahk zurück in ein Skript zu dekompilieren. 
Wenn Sie dies ganz verhindern wollen, dann tragen Sie statt eines Passworts N/A ein. 
Damit Ihre Programme mit jedem Sys­temstart laden, fügen Sie einfach eine Verknüpfung in den Autostart-Ordner ein.
Grafische Bedienoberfläche: Mit Autohotkey lassen sich auch Programme mit einer grafischen Bedienoberfläche erstellen. 
Dazu verwenden Sie am einfachsten das Tool Smart GUI Creator 4.0.
Nett ist die Funktion „GUI Stealer“, die Sie im Menü „File“ finden. Damit lässt sich die Bedienoberfläche eines anderen Programms abkupfern. Das mitgelieferte Beispiel zeigt dies exemplarisch am Taschenrechner von Win­dows.
Beispiele: Das folgende Autohotkey-Skript erzeugt ein kleines Tagebuch, das Sie alle 1000 Sekunden nach einem neuen Eintrag fragt:
SetTimer,.#a,1000000
#a::
inputbox,.text,.Tagebuch,,,400,100
FormatTime,.CurrentDateTime,,.dd/MM/yyyy.h:mmtt
fileappend.%CurrentDateTime%.|.%text%`n,.tagebuch.txt
return
Ein weiteres Beispiel zeigt Informationen zum Betriebssystem an:
Gui,.Font,.s10,.Arial
Gui,.Add,.Text,.+Center,.%."Hallo.".A_UserName."!`n"
.."Sie.verwenden.ein.".A_OSType."-System`n"
..".Version:.".A_OSVersion
Gui,.Add,.Button,.wp.gGuiClose,.Schließen
Gui,.Show,,.OS-Information
return
GuiClose:
GuiEscape:
ExitApp
Die beste Art zu lernen, wie man eigene Programme erstellt, besteht darin, sich den Code fertiger Skripts und Tools anzuschauen.
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