Der deutsche Mittelstand im digitalen Wandel

Skepsis gegenüber der Transformation

von - 05.05.2017
Vor diesem Hintergrund sind die Transformationsbestrebungen in mittelständischen Unternehmen noch ausbaufähig. Laut der Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand“ der Deutschen Telekom und der Analysten von Techconsult schätzen aber immerhin knapp drei Viertel der deutschen Mittelständler das Thema Digitalisierung als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein. Dabei klafft eine Lücke zwischen den Branchen: Fertigungsunternehmen und Dienstleister gaben am häufigsten an, dass die Digitalisierung für ihr Unternehmen eine große Revelanz hat. Im Baugewerbe hingegen hält nur jedes fünfte Unternehmen das Thema für wichtig – Häuser zu bauen ist dann doch ein analoger Vorgang.
Auch wenn viele Unternehmen die Notwendigkeit der Digitalisierung erkannt haben – wenn es um die konkrete Umsetzung und den Einsatz von neuen Techniken wie dem Internet der Dinge geht, dann fällt vor allem eines auf: Zurückhaltung. Da wird meist erst einmal passiv beobachtet anstatt an vorderster Front mitzu­mischen.
Die Skepsis gegenüber der Transformation ist ja auch nicht ganz unberechtigt. So verändern sich durch die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft Unternehmensprozesse, die sich oft seit vielen Jahrzehnten kaum verändert haben: Produktionszyklen werden kürzer, neue Produkte kommen schneller auf den Markt und neue Player drängen auf angestammte Märkte.
Einsatz digitaler Technologien: Mangelnde IT-Kompetenzen der Beschäftigten stellen die größte Hürde dar.
(Quelle: KfW-Studie "Digitalisierung im Mittelstand" (August 2016))
Die Techconsult-Studie bescheinigt deutschen Mittelständlern einen durchschnittlichen Digitalisierungsindex von lediglich 52 von 100 möglichen Punkten. Der Index bildet sich anhand von 64 Kriterien – vom Betrieb einer eigenen Unternehmenswebseite bis hin zur Entwicklung neuer digitaler Produkte und Dienste. Die größten Anstrengungen hat der Mittelstand bislang im Bereich IT-Sicherheit und Datenschutz unternommen. Die Nachrichten und Enthüllungen über diverse staatliche Schnüffelaktionen, Millionenschäden durch Cyber­angriffe sowie rechtliche Vorgaben zu Datenschutz und Compliance schärfen das Bewusstsein der Unternehmen für die Sicherheitsproblematik. Hinzu kommt, dass die IT-Sicherheit von elementarer Bedeutung ist, ohne die weitere Digitalisierungsbestrebungen zum Scheitern verurteilt wären.
Drastisch formuliert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie den Stand der Digitalisierung. Die im November 2016 veröffentlichte Bilanz zum IT-Gipfel kommt zu dem Schluss, dass der Mittelstand in Sachen Digitalisierung unterdurchschnittlich abschneidet und die Bemühungen derzeit stagnieren. Es seien vielmehr vor allem Kleinstunternehmen, die die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft vorantreiben. Der Rückstand des Mittelstands könnte sich laut Bundeswirtschaftsministrium bis 2021 weiter vergrößern, denn für gut die Hälfte der kleinen und mittleren Unternehmen sei die Digitalisierung derzeit nicht Bestandteil der Geschäftsstrategie.
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