Gf-Umfrage

Deutsche wollen nicht immer erreichbar sein

von - 21.06.2016
Smartphone Horror
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Dank sozialer Netze, Chat-Apps, E-Mails und anderer Dienste steht einer permanenten Erreichbarkeit heute nichts mehr im Weg. Aber wie eine aktuelle GfK-Umfrage ergab, wollen das die meisten Deutschen überhaupt nicht.
Soziale Netze, SMS, Mail und Telefon: Die ständige Erreichbarkeit empfinden nur wenige Deutsche als erstrebenswert. Das Smartphone stets im Anschlag, den Blick ständig aufs Display gerichtet - das ist für die meisten Bundesbürger anscheinend Stress. Eine Umfrage ergab zumindest, dass es den Deutschen nicht wichtig ist, immer und überall erreichbar zu sein. Nur 16 Prozent halten die ständige Erreichbarkeit für wichtig, wie die GfK mitteilte. Anders sieht es im Ausland aus.
Im internationalen Durchschnitt beträgt die Zustimmungsrate 42 Prozent. Vor allem in Russland und China ist die Erreichbarkeit den Befragten besonders wichtig. Dort stimmen jeweils 56 Prozent der Befragten der Aussage "Für mich ist es wichtig, immer und überall erreichbar zu sein" zu - gefolgt von der Türkei (53 Prozent) und Mexiko (50 Prozent).

Stress und psychischen Erkrankungen

Dabei legten die Deutschen die gesündere Einstellung an den Tag, meinen Experten. E-Mails, SMS und andere Handy-Kommunikation nach Feierabend stehen seit längerem in der Kritik, weil ein Zusammenhang mit Stress und psychischen Erkrankungen vermutet wird. "Die ständige Erreichbarkeit ist absolut ungesund, weil wir überhaupt keine Gelegenheit mehr haben, abzuschalten und uns gehen zu lassen", sagt Gesundheitspsychologin Julia Scharnhorst.
Den Druck, ständig erreichbar zu sein und ständig sofort reagieren zu müssen, erlebt sie in ihrer täglichen Arbeit gerade bei jungen Menschen sehr stark. "Junge haben oft viel zu viele Kontakte und setzen sich dann gegenseitig unter Druck, immer schnell zu antworten", sagt Scharnhorst. Das laufe dann unter dem Vorwurf: "Ich sehe doch, dass du online bist, warum hast du mir noch nicht geantwortet?" Teils resultierten aus dem Druck auch Streitigkeiten. "Es haben sich schon Freundschaften getrennt deswegen. Manche empfinden das als Vernachlässigung oder Beleidigung", betont sie.
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