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Politische Posts mit Moral und Emotion kommen besser an

von - 26.06.2017
Trump
Foto: hotgor61 / Shutterstock.com
Was geht viral? Für politische Posts in sozialen Netzwerken haben Forscher eine Antwort gefunden. Ein Ergebnis auch: Die hohe Reichweite beschränkt sich hauptsächlich auf Menschen mit ähnlichen Ansichten.
Manche Posts mit politischem Inhalt gehen in sozialen Netzwerken viral, andere erzielen kaum Reichweite - warum? Wissenschaftler haben zur Klärung 560.000 Beiträge beim Kurznachrichtendienst Twitter analysiert. Ihr Ergebnis: Tweets mit moralisch-emotionalen Wörtern wie "Pflicht", "Angst" oder "Gier" erzielen eher eine besonders hohe Reichweite. Pro Wort aus dieser Kategorie würden sie bis zu 20 Prozent häufiger geteilt als Tweets mit vergleichbarem Inhalt ohne emotional-moralische Begriffe, berichten die Forscher in den "Proceedings" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS).
Politische Beiträge in sozialen Netzwerken könnten den Verlauf historischer Ereignisse beeinflusst haben, darunter die letzte US-Wahl und den Arabischen Frühling, erklären die Wissenschaftler um William Brady von der New York University. Deshalb sei es wichtig zu verstehen, warum sich welche Nachrichten besonders stark verbreiten.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf drei Themen, die in sozialen Netzwerken in den USA besonders kontrovers diskutiert wurden: Waffenkontrolle, Klimawandel und gleichgeschlechtliche Ehen. Sie analysierten die Tweets mit speziellen Wörterbüchern auf Begriffe hin, die sie entweder dem Bereich Moral (Wörter wie Pflicht) oder Emotion (Angst) zuordneten. Wörter wie Gier, die beide Anteile enthielten, kategorisierten sie als moralisch-emotional.

Tweets verbreiten sich zumeist unter Gleichgesinnten

Danach untersuchten die Forscher, wie oft welche Tweets sich bei Twitter weiter verbreiteten. Dass Tweets mit moralisch-emotionalen Begriffen eher viral gehen, gilt demnach nur innerhalb der eigenen politischen Gruppe, nicht bei Nutzern mit anderer Weltanschauung. "Die Teilnehmer in den sozialen Netzwerken könnten ihren Einfluss verstärken, indem sie sich solcher Wörter bedienen. Das gilt auch für die politische Elite", sagt Brady.
Mitautor Jay Van Bavel von der New York University erklärt: "Es hängt von subtilen Merkmalen ab, wie stark sich Posts bei moralischen und politischen Debatten in sozialen Netzwerken verbreiten." Die Verbreitung unter Menschen mit ähnlicher Weltanschauung könne auch erklären, wieso es immer stärkere Unterschiede zwischen Liberalen und Konservativen gebe: Es komme in den sozialen Netzwerken zu einer ideologischen Polarisierung.
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