TecDax-Schwergewicht

Wirecard bricht alle Börsenrekorde

von - 08.06.2018
Wirecard Hauptsitz
Foto: Wirecard
Wirecard profitiert derzeit wie kaum ein anderer vom Online Shopping Boom. Der Zahlungsdienstleister klettert an der Börse von einem Hoch zum anderen - und entwickelt sich zum TecDax-Schwergewicht, das unaufhaltsam am Wachsen ist.
Der Payment-Dienstleister Wirecard klettert an der Börse von einem Rekordhoch zum nächsten. Auch das Wachstum im Tagesgeschäft läuft scheinbar wie an der Schnur gezogen, dem Shopping Boom im Internet sei Dank. Die wichtigsten Punkte für das TecDax-Schwergewicht, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.

Das steckt hinter Wirecard

Das Unternehmen mit seinen rund 4.500 Mitarbeitern wächst derzeit gleichzeitig durch den Boom von Internetkäufen und durch Zukäufe. Vorrangig verdient das Finanztechnologie-Unternehmen mit Banklizenz sein Geld mit der Abwicklung von Zahlungen im Internet.
Wirecard zählt zu seinen Kunden 37.000 mittlere und größere Händler, dazu über 200.000 kleinere, für die das Unternehmen die Zahlungen selbst sowie das Risikomanagement übernimmt. Zum Angebot für Händler gehören auch Kreditkartenakzeptanz, Gutschein- und Prepaidkarten. Wirecard will verstärkt auch mit mobilen Zahlungslösungen über Handy-Apps bei Privatkunden punkten.

Im ersten Quartal zog der Umsatz um mehr als die Hälfte an - vor allem zukaufsbedingt, weil Wirecard in den nordamerikanischen Markt eingestiegen ist und sich in Asien spürbar verstärkt hat. Aber auch organisch bleibt das Plus mit einem Anstieg von knapp einem Viertel stark. Über die eigene Transaktionsplattform wurden im ersten Jahresviertel Zahlungen über 26,7 Milliarden Euro abgewickelt, gut die Hälfte mehr als ein Jahr zuvor. Wirecard verdient über Gebühren mit - rund 1,5 Prozent der Zahlungen bleiben bisher zunächst bei Wirecard als Erlös hängen.

Der Einzelhandel verlagert sich immer stärker ins Netz. Für Wirecard-Chef Markus Braun steckt der Wechsel vom Bargeld zu digitalen Zahlungslösungen weltweit aber noch in den Kinderschuhen. Der Markt ist wettbewerbsintensiv, andere Zahlungsabwickler drängen ins Geschäft. Am Kapitalmarkt werden die Tech-Unternehmen heiß gehandelt. Der Rivale Adyen soll nach dem Willen seiner Eigner bald an die Börse. Die Niederländer weisen ebenfalls rasantes Wachstum auf - zählen sie doch Silicon-Valley-Größen wie Spotify, Netflix und Uber zu ihren Kunden. Die Bewertung soll bis zu 7,1 Milliarden Euro erreichen. Wirecard ist derzeit mehr als das Doppelte wert.

Das sagen die Analysten

Nach Ansicht des Goldman-Sachs-Experten Mohammed Moawalla kann Wirecard über die kommenden zwei bis drei Jahre Wachstumsraten von rund 25 Prozent aus eigener Kraft halten. Wenn Online- und Offline-Zahlungslösungen sich vermischen, sollte Wirecard seiner Ansicht nach ein Nutznießer davon sein. Wirecard könne schneller wachsen als der Online-Handel und Marktanteile gewinnen. Nicht zuletzt böten weitere Partnerschaften wie zuletzt mit der französischen Credit Agricole zusätzliche Wachstumschancen. Allerdings werde die operative Marge durch die Zukäufe etwas belastet. "Die kurz- wie mittelfristigen Ziele sind konservativ", bilanziert Moawalla.

Analyst Antonin Baudry von der HSBC sieht das ähnlich. "Die Prognose für 2020 scheint vorsichtig an allen Fronten", schrieb er zuletzt. Sowohl die Schätzung für das Transaktionsvolumen als auch für die einbehaltene Gebühr daraus sei konservativ. Das Geschäftsmodell mit der Transaktionsplattform liefere bessere Resultate, als er erwartet habe. Er verweist zudem auf die Chancen von Wirecard bei Fintechs - also Unternehmen, die per mobiler App zum Beispiel Bankdienstleistungen und andere Finanzservices anbieten.
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