Vorgetäuschte Verknappung

Zalando von Wettbewerbszentrale abgemahnt

von - 01.09.2015
Frauen-Schuhe im Regal
Foto: Shutterstock / ChompooSuppa
"Noch drei Artikel verfügbar" - tatsächlich? Nach Recherchen des NDR ist Zalando von der Wettbewerbszentrale abgemahnt worden. Der Vorwurf: Der Online-Händler habe irreführende Angaben gemacht.
Verknappung ist ein alter psychologischer Trick: wenn Kunden glauben, dass nur noch wenige Exemplare eines gewünschten Produktes verfügbar sind, schlagen sie schneller zu. Diesen Trick soll sich auch der Online-Modehändler Zalando zunutze gemacht und dabei Verknappung nur vorgetäuscht haben. Das haben Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) ergeben. Demnach konnten bei Tests in mehreren Fällen mehr Kleidungsstücke bestellt werden, als auf der Internetseite angegeben waren ("Drei Artikel verfügbar").
Webseite von Zalando
Vorgetäuschte Verknappung: Der auf der Zalando-Webseite angezeigte Warenbestand soll Kunden zum Kauf gedrängt haben.
Auf Nachfrage der Rundfunkanstalt habe das Unternehmen eingeräumt, dass der Warenbestand aus technischen Gründen nicht in Echtzeit dargestellt werde, bei den Angaben handle es sich um einen Mindestbestand. Peter Brammen von der Wettbewerbszentrale bezeichnete dies als eine "Irreführung der Verbraucher", die Organisation hat Zalando deshalb abgemahnt und wegen falscher Angaben  mit "gerichtlichen Maßnahmen" gedroht.
Das E-Commerce-Unternehmen erklärte daraufhin gegenüber dem NDR, man begrüße "stets einen Dialog mit Verbraucherschutz- und Wettbewerbsinstitutionen". Inzwischen hat Zalando die Angaben auf seiner Seite geändert, Interessenten eines Kleidungsstückes bekommen nun die Angabe "mehr als drei Artikel verfügbar" angezeigt.
Der Berater für Conversion Optimierung Web Arts hat sich mit dem Thema Verknappung bereits vor einiger Zeit befasst und nennt Beispiele für Abmahnungen. "Unsere Erfahrungen mit Verknappung als Conversion 'Booster' sind sehr positiv.  Wir testen das zum Beispiel auch mit zeitlich begrenzten Aktionen - aber nur, wenn diese Aktionen wirklich zeitlich begrenzt sind", so Gabriel Beck, Mitglied der Geschäftsleitung bei Web Arts, die Betreiber des Blogs konversionskraft.de, zu com! professional. Im stationären Handel gebe es das Phänomen der Verknappung ja schließlich auch, aber dort sei die physische Verfügbarkeit von Produkten meist besser zu überblicken.
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