Der vernetzte Haushalt

Sprachsteuerung soll das Smart Home voranbringen

Quelle: Foto: ra2studio / Shutterstock.com
29.08.2016
Immer mehr Geräte im Haushalt bekommen einen Internet-Anschluss. Damit die Vision von einem vernetzten Zuhause Wirklichkeit wird, müssen sie aber auch miteinander verzahnt werden. Dabei könnte Sprache künftig eine zentrale Rolle spielen.
Über das Smart Home wird schon lange gesprochen. Zehn Jahre ist es her, dass der Kühlschrank mit Internet-Anschluss, der Lebensmittel selbst nachbestellen kann, zum oft bemühten Symbol für den digitalen Haushalt der Zukunft wurde.
Amazon Echo: Der smarte Lautsprecher reagiert auf Sprachbefehle.
Quelle: (Quelle: Amazon)
Ein solches Gerät kam nie auf den Markt - aber in den vergangenen Jahren wurde vernetzt, was das Zeug hält. Lampen, Toaster, Waschmaschinen, Türschlösser, Jalousien, Gartensprenger, Heizungen, Pool-Thermometer, Sicherheitskameras, Wetterstationen, Blutdruckmesser, Küchen- und Personenwaagen - alles Mögliche wurde mit Sendern versehen und per App steuerbar gemacht.
Auf dem langen Weg zu einem wirklich smarten Zuhause war das nur der erste Schritt. Es entstand ein für viele Verbraucher frustrierendes Gewirr aus einzelnen Geräten und Apps, von denen viele bestenfalls über Umwege miteinander kommunizieren konnten. Wieder einmal sind es jetzt die großen Player der Tech-Industrie, die mit ihrer Marktstärke und großen Entwicklungs-Kapazitäten die Schlüsselposition in nächster Nähe zum Verbraucher einnehmen wollen: Amazon, Apple, Google.

Vorreiter Amazon Echo

Dabei geht es jetzt vor allem darum, die Fähigkeiten der vielen vernetzten Geräte mühelos nutzbar zu machen. Ein überraschender Coup gelang dabei Amazon mit seinem vernetzten Lautsprecher Echo mit der Sprachsteuerung Alexa.
Der Ende 2014 gestartete schwarze Zylinder mit sieben Mikrofonen hört aufs Wort und kann dabei auf Sprachbefehl nicht nur die gewünschte Musik abspielen, sondern auch Fragen zum Beispiel zum Wetter oder Kochrezepten beantworten. Dank Software-Schnittstellen ist auch vernetzte Technik vieler Anbieter steuerbar, einfach nur mit dem Kommando "Alexa, schalte das Licht ein". Genauso kann man über eingebundene Online-Dienste auch ein Taxi oder Blumen bestellen. Welche Protokolle die einzelnen Geräte und Services dabei nutzen, wird durch die offenen Schnittstellen letztlich irrelevant.
Amazon nennt - wie immer bei seinen Geräten - keine Verkaufszahlen für den in Deutschland bisher nicht verfügbaren Echo-Lautsprecher. Nach Schätzungen von Marktforschern könnten inzwischen mehr als drei Millionen davon in den Haushalten stehen. Und die Idee, den vernetzten Haushalt per Sprache zu steuern, wird in den kommenden Monaten noch mehr Rückenwind bekommen. Google kündigte im Mai seinen Echo-Konkurrenten an. Der vernetzte Lautsprecher Home verfolgt das selbe Konzept. Es wird eine spannende Rivalität: Home soll zumindest zum Start auf weniger Geräte und Dienste zugreifen können, kann dafür jedoch auf Googles "Knowledge Graph" aufbauen, dem über Jahre gesammelten Schatz an Wissen über die Welt.
Während Google aber noch nicht weiß, wie sich die Internet-Nutzung per Sprache auf sein Kerngeschäft mit Online-Werbung niederschlagen wird, erkannte der weltgrößte Online-Händler Amazon, wie er im vernetzten Haushalt mehr Waren verkaufen kann. Echo hat einen direkten Draht zum Warenkorb: Ein gesprochener Satz reicht, um Mehl oder Waschmittel nachzubestellen.

Amazon Dash-Button und Apple HomeKit

Amazon Dash Button: Mit dem neuen Dash Button soll Online-Shopping zum Kinderspiel werden. Geht ein bestimmtes Produkt im Haushalt aus, genügt ein Knopfdruck für die Bestellung bei Amazon.
Quelle: (Quelle: Amazon)
Für Nutzer, die es gern noch etwas analoger haben, führte der Konzern zunächst in den USA seine Dash-Buttons ein: Knöpfe, mit denen ein einzelnes Produkt nachgeordert werden kann. Die Idee ist, dass man die Buttons zum Beispiel am Geschirrspüler oder im Bad anbringt und dann Artikel wie Reinigungstabs oder Rasierklingen direkt kauft, wenn sie ausgehen. Das System dahinter kann auch von den neuen Hausgeräten genutzt werden, die automatisch Verbrauchsmaterial wie Waschmittel oder Staubsaugerbeutel nachbestellen. "In der Zukunft wird das Haus alles selber wissen und erledigen", ist Amazon-Manager Amir Pelleg überzeugt. Bis dahin werde es aber noch dauern.

Apple HomeKit

Apple seinerseits will die Sprachassistentin Siri für die Steuerung des smarten Heims fit machen. Zudem bekommt die für September erwartete neue Version der iPhone-Software iOS mit Home eine eigene App speziell für die Bedienung vernetzter Geräte. Dabei sollen sich die Nutzer auch komplette Voreinstellungen für einzelne Situationen und Tageszeiten zusammenstellen können, samt Licht- und Temperatureinstellungen. Allerdings funktioniert das nur mit Geräten, die Apples Plattform HomeKit unterstützen. Sie stelle hohe Anforderungen an die Chips in den Geräten, auch um die Verschlüsselung bei der Datenübertragung zu gewährleisten - das mache die Technik teurer, sagt ein Branchen-Insider. Zugleich würden die kompatiblen Modelle dadurch sicherer, während bei sehr günstigen Geräten oft Sicherheitslücken zu finden seien, die von Hackern ausgenutzt werden könnten.

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