Moderne Banking-Ökosysteme

Innovativität entscheidet den Kampf um den Kunden

Quelle: Foto: PopTika / shutterstock.com
02.01.2020
Der Kunde ist König - auch im Finanzsektor. Doch um kundenzentriert arbeiten zu können, fehlt häufig der nötige Weitblick. In blindem Digitalisierungseifer rollen viele Banken Anwendungen ohne Mehrwert für Kunden aus. Die Lösung: individuelles Online-Banking.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Karl im Brahm, CEO der Avaloq Sourcing (Europe) AG. Dort verantwortet er als Head of Germany der Avaloq in Deutschland die Aktivitäten der Avaloq Gruppe im deutschen Markt.
Karl im Brahm: CEO der Avaloq Sourcing (Europe) AG
Quelle: (Quelle: Avaloq )
Kundenorientiert zu sein, moderne Lösungen schnell auf den Markt zu bringen und dabei Sicherheit sowie Kosten im Blick zu behalten, ist im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung entscheidend, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Banken stecken hier in einem Dilemma: Einerseits entwickeln sich Fintechs mit ihren innovativen Angeboten zu ernstzunehmenden Marktbegleitern. Andererseits hat der Markteintritt der GAFA-Technologiegiganten das Potenzial, den Finanzsektor stark zu verändern.
Dem können Banken und Vermögensverwalter häufig noch nicht viel entgegensetzen. Entweder fehlen die erforderlichen Ressourcen oder das benötigte Know-how ist nicht kurzfristig genug verfügbar, um aus eigener Kraft jeden Technologietrend am Markt aufzugreifen und in nutzwertige Lösungen für die Kunden umzusetzen. Doch es gibt eine Lösung: innovative Banking-Ökosysteme.

Warum sind Banking-Plattformen die Lösung?

Eine Ausprägung des Plattform-Bankings ist die PSD2-Richtlinie. Banken sind seit Januar 2018 verpflichtet, die Daten ihrer Kunden auf deren Anweisung hin über Schnittstellen an andere Finanzinstitute oder Fintechs automatisch zu übermitteln oder in deren Auftrag Transaktionen über innovative Zahlungsmittel auszuführen. Damit ist der Plattform-Gedanke geboren: Indem Fintechs auf Kundenkonten zugreifen, können sie eigene Lösungen entwickeln und diese über offene APIs auf einer Banking-Plattform bereitstellen. Dass Banken als Anbieter solcher Marktplätze fungieren, dafür gibt es gute Gründe:
Zudem bieten solche Marktplätze viele Vorteile:

Wie schöpft man alle Vorteile aus?

Damit alle Beteiligten - die Kunden, die Fintechs und die Bank - von einem Banking-Ökosystem profitieren, müssen etliche Anforderungen erfüllt sein:

Eigenentwicklungen sind keine Lösung

Häufig stehen scheinbar regulatorische Vorgaben der Umsetzung marktorientierter digitaler Projekte im Weg. Die Herausforderung besteht darin, auch in einer regulierten Umgebung innovativ zu sein. Fintech-Lösungen selbstständig zu integrieren, ist wenig sinnvoll, denn weltweit gibt es rund 11.000 Fintechs - häufig Start-ups mit spezialisierten Nischen-Anwendungen. Die passenden Lösungen zu finden, sie auf Sicherheit sowie Nutzwert zu prüfen und an die eigene IT anzubinden, ist riskant, zeitaufwendig und teuer - trotz APIs und Microservices. Ebenso ist es nicht zielführend, eine eigene Systemwelt aus verschiedenen, fragmentierten Datenbanken zu schaffen, denn vorhandene Legacy-Systeme sind in der Regel wenig flexibel. Das hat zur Folge, dass eigenentwickelte Lösungen sehr komplex, wartungsintensiv und beim Launch häufig schon wieder veraltet sind.

Vom Kernbankensystem zum App-Store für Banking-Anwendungen

Genau hier setzt die Plattform-Idee an. Banken können ein modulares Kernbankensystem nutzen. Solche Systeme sind seit Jahren am Markt etabliert und erlauben, Anwendungen von Drittanbietern über offene Schnittstellen zu integrieren und eine konsistente Datenstruktur sicherzustellen. Damit bilden sie die Basis für Ökosysteme und Technologie-Marktplätze. Im Idealfall sind geprüfte Fintech-Lösungen bereits vorintegriert - das Kernbankensystem ist an einen App-Store für Banking-Anwendungen angebunden. Der Vorteil: Banken können neue Funktionen und Tools, wie etwa Messenger zum sicheren Austausch zwischen Kunde und Berater, News-Analyzer, die hunderttausende Nachrichten täglich analysieren, interaktive Finanzberater, Robo-Advisory-Services oder Social-Media-Integration, schnell und einfach integrieren. Im nächsten Schritt sind diese Tools und Funktionen auch für Endkunden einfach zugänglich.

Win-Win-Win

Von einem lebendigen Marktplatz profitieren Banken, Fintechs und Kunden gleichermaßen: Fintechs können ihre Lösungen auf der Plattform bereitstellen, wodurch sie hunderte Banken und Vermögensverwalter als potenzielle Kunden adressieren. Banken erhalten Zugang zu hochinnovativen Technologien, mit einer schnellen Time-to-Market und ohne Investitionsrisiko. Zudem bleiben jegliche Daten über alle Anwendungen hinweg konsistent. Privatkunden schließlich, so die Zukunfts-Vision, können ihr Web-Banking so flexibel personalisieren, dass es stets ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht - so, wie sie es von ihren Smartphone-Apps gewohnt sind.

Fazit

Das Bankerlebnis der Zukunft verbindet digitale und persönliche Begegnungen auf der letzten Meile zwischen Kunde und Berater. Innovative Fintech-Lösungen vereinfachen unzählige Prozesse - von der Kontoeröffnung über die Hypothek bis hin zum Wertpapierhandel - ohne Medienbruch und mit konsistenten Daten. Sie machen die letzte Meile komfortabler, günstiger, schneller und kundenzentrierter - sei es durch Messenger-Lösungen oder Bezahl-Apps. In einem Banking-Ökosystem steht der Kunde im Mittelpunkt, er fühlt sich und seine Bedürfnisse verstanden - und wird eine derartige Customer Centricity mit seiner Treue danken.

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