Edward Lenssen ist CEO der niederländischen Beech IT.
Quelle: (Quelle: www.beech.it )
Die fehlenden Programmierer haben das Versprechen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, die Hilfsgelder schnell und unbürokratisch auszuzahlen, zur Makulatur gemacht. "Das ist ein tragisches Beispiel dafür, welche enormen Auswirkungen der Mangel an Softwareentwicklern heute schon hat", sagt Edward Lenssen, CEO der niederländischen Beech IT, die auf die Erstellung komplexer Softwaresysteme, Websites und Apps spezialisiert ist. Der Beech-Chef prognostiziert: "Die Erstellung von
Software wird in den 2020er Jahren zu einem kritischen Flaschenhals für Regierungen, Behörden und die Wirtschaft werden." Lenssen begründet seine Befürchtungen damit, dass die Programmierung von Computern nach heutigem Kenntnisstand kaum automatisierbar ist, und verdeutlicht den Aufwand zur Softwareerstellung anhand eines Rechenbeispiels.
Üblicherweise rechnet man mit einer Produktivität von zehn bis 50 Codezeilen je Mitarbeiter und Tag. Ein Softwareentwicklungsprojekt mit einem Aufwand von 1.000 Personentagen, also in etwa fünf Personenjahre, produziert somit zwischen 10.000 und 50.000 Codezeilen. Zur Einordnung: In einem Smartphone mit dem Betriebssystem Android werkeln rund 14 Millionen Programmzeilen. Die Diskrepanz zwischen dem notwendigen Aufwand einerseits und den stark wachsenden Programmgrößen andererseits verdeutlicht die immense Lücke bei der Softwareentwicklung. "Das ohnehin drängende Problem wird dadurch verschärft, dass die Softwaresysteme immer komplexer werden", sagt Edward Lenssen: "Schließlich ging es auch bei den Coronahilfen nicht nur um bloße Formulare, sondern vor allem auch um die Anbindung an die entsprechenden IT-Systeme zur weiteren Verarbeitung der eingegebenen Daten."