Gastbeitrag

Lieferkettengesetz als Wettbewerbsvorteil?

Foto: SAP
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bedeutet für Unternehmen einen großen Aufwand. Aber es dürfte sich auszahlen: Schon weil sich die Betriebe damit für künftige EU-Gesetze frühzeitig wappnen. Digitale Lösungen schaffen die nötige Transparenz in der Wertschöpfungskette.
Für 4.800 Unternehmen in Deutschland bringt das neue Jahr mehr Arbeit und Verantwortung. Denn seit dem 1. Januar 2024 betrifft das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) auch Unternehmen, die zwischen 1.000 und 3.000 Mitarbeitende zählen. Bislang waren von der Regelung nur 900 Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten betroffen. Die empfinden das LkSG als zu bürokratisch, hat eine Studie der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach und des Softwareherstellers EQS Group ergeben, an der sich 470 Verantwortliche beteiligten. Hauptkritikpunkt: Mit dem LkSG sei ein hoher personeller und finanzieller Kraftakt verbunden, vielen Unternehmen mangele es an erfahrenem Personal. Die Firmen befürchten, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit unter den hohen Standards leiden könne. Auch die drastischen Strafen sorgen für Unmut. Wer gegen das LkSG verstößt, büßt dies mit bis zu zwei Prozent des Jahresumsatzes, zudem droht im Ernstfall der Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen für bis zu drei Jahre.  

Wettbewerbsvorteil LKSG

Konkret kommen mit dem LkSG neue Transparenzpflichten auf die Unternehmen zu. Sie zu erfüllen, ist bei globalen und stark diversifizierten Lieferketten gar nicht so einfach. Dennoch wird sich das LkSG für die Unternehmen auszahlen, sehen sie sich damit doch für die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) weit besser gerüstet als Unternehmen anderer Länder. Diese geplante EU-Richtlinie soll ab 2026 in der EU gelten.

Wie sich Risiken digital managen lassen

Das LkSG verpflichtet die Unternehmen, ein Risikomanagementsystem einzuführen und die Risiken, die entlang der Wertschöpfungskette entstehen können, regelmäßig zu analysieren. Ohne digitale Unterstützung und valide Daten ist dies nicht möglich.
Was konkret zu tun ist:
  1. Unterziehen Sie Ihre Lieferanten einer Due-Diligence-Bewertung, analysieren Sie deren Stärken und Schwächen. Digitale Lösungen wie SAP Ariba Supplier Risk unterstützen Sie dabei. Digitale Systeme fordern und erfassen automatisiert die nötigen Daten Ihrer Lieferanten. 
  2. Überwachen Sie kontinuierlich alle Risiken. Gibt es Hinweise auf Kinderarbeit? Wird der Arbeitsschutz verletzt? Drohen den Beschäftigten des Dienstleisters Gesundheitsgefahren? Nur permanente Compliance-Prüfungen schützen vor bösen Überraschungen. Mit digitaler Hilfe können Sie Ihre Lieferanten nach Risikoprofilen kategorisieren und vorschriftenkonforme Auswertungsberichte erstellen.
  3. Nutzen Sie Netzwerke wie das SAP Business Network, um gemeinsam die Compliance-Herausforderungen anzugehen: Solche Plattformen helfen Ihnen, ihre Lieferantenbasis rasch zu diversifizieren, falls sich herausstellen sollte, dass zu Ihrer Wertschöpfungskette Dienstleister mit fragwürdigen Praktiken gehören.
  4.  Begreifen Sie Compliance als fixen Bestandteil Ihres Beschaffungsprozesses (Source-to-Pay). Überprüfen Sie, ob Ihre Compliance-Strategie robust genug ist, um die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften entlang der gesamten Lieferkette sicherzustellen.
Mithilfe von digitalen Lösungen können Unternehmen nachvollziehen, ob Gesetze und Vorschriften entlang der Lieferkette eingehalten wurden.
(Quelle: SAP)
Wer umfassende Sorgfaltspflichtprozesse implementiert, um damit Menschenrechtsverletzungen und Umweltprobleme innerhalb der eigenen Lieferketten identifizieren und beheben zu können, erfüllt damit nicht nur gesetzliche Vorgaben, sondern kann auch bei Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden oder Investoren punkten, die ESG-Faktoren bei ihren Entscheidungen immer stärker berücksichtigen. Einen Vertrauensverlust wegen Verstößen gegen die Menschenrechte können sich Unternehmen nicht leisten.
Autorin
Elena Parker
ist Senior Vice President bei SAP für den Bereich Intelligent Spend & Business Network für Mittel- und Osteuropa
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