WLAN im Zug kommt mit Verspätung

Wer finanziert das Gratis-WLAN im Nahverkehr?

von - 24.05.2015
Frank Zerban, Hauptgeschäftsführer BAG-SPNV e.V.
Frank Zerban, Hauptgeschäftsführer BAG-SPNV e.V.: „Die Netzabdeckung zu schaffen ist Sache der Mobilfunkanbieter, nicht der Eisenbahnverkehrsunternehmen.
Während die Deutsche Bahn jedoch auf den Fernstrecken allein das Sagen hat und damit auch den Service bestimmen kann, obliegt die Entscheidung über die Ausstattung des Schienennahverkehrs einem Gremium aus Vertretern des jeweiligen Bundeslandes, des Bundes und der sogenannten Besteller, die für die Beauftragung von Beförderungsunternehmen auf den Regionalstrecken zuständig sind.
Dass die meisten Landesvertreter für den Bahnverkehr andere Prioritäten als kostenlosen WLAN-Zugang sehen, verhindert neben der ungenügenden technischen Ausstattung von Zügen und Trassen eine baldige Einführung von Gratis-WLAN im Nahverkehr.
Durchaus nachvollziehbar argumentieren die Verantwortlichen auf Landesebene mehrheitlich, dass Probleme wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Verkehrsverbindung Vorrang haben müssten vor kostenlosem Internet. „Bei Kundenbeschwerden schimpft keiner, dass es im Regionalzug kein schnelles Internet gibt. Und keiner wird sich bei Verspätungen trösten lassen, dass er ja kostenlos im Zug im Netz surfen könne“, formuliert es Thomas Geyer, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG-SPNV).
Rollende Hotspots: So funktioniert WLAN im ICE.
Rollende Hotspots: So funktioniert die WLAN-Versorgung in den ICE-Zügen der Deutschen Bahn.
(Quelle: Deutsche Telekom )
Daneben stellt ein solches Angebot die Länder auch vor finanzielle Herausforderungen, denn die für den Kunden kostenlose Leistung muss irgendwer ja doch bezahlen, und der Bund unterstützt den Regionalverkehr nur begrenzt mit Mitteln.
„Die Erwartungshaltung der Kunden wird wohl sein, WLAN in Nahverkehrszügen kostenlos nutzen zu können. Und der Kundenwunsch ist ein wichtiges Argument – ob dies aber umsetzbar ist, hängt letztendlich davon ab, dass die Mobilfunkbetreiber hier vernünftige Konditionen anbieten“, zitiert die Zeitung „Die Welt“ Frank Zerban, den Hauptgeschäftsführer des Besteller-Verbandes BAG-SPNV. Und sein Verbandspräsident, Thomas Geyer, ergänzt: „Realistisch ist, dass wir WLAN in circa fünf Jahren in nennenswerterem Umfang im Schienennahverkehr haben.“
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