Ist die Business-IT bald komplett virtualisiert?

Virtualisierung von Anwendungen und Netzwerken

Die Anwendungs-Virtualisierung ist im Vergleich zu den zuvor genannten Techniken eher eine Art Zwischenschicht zwischen einer Anwendung und den Ressourcen des Betriebssystems. Ziel der Technik ist es, die Anwendungen vom Betriebssystem selbst zu trennen, dabei aber den Benutzern den Betrieb über eine einheitliche Bedienoberfläche weiterhin zu ermöglichen. Während der Laufzeit virtualisiert die Zwischenschicht ein vom Betriebssystem abgetrenntes Dateisystem und verhindert so beispielsweise den direkten Zugriff.
Peter Goldbrunner, Country Manager Germany bei Citrix
Peter Goldbrunner, Country Manager Germany bei Citrix: „Virtualisierung oder auch Digitalisierung greift in alle physischen Bereiche ein, egal ob Anwendungen, Betriebssysteme, Server, Storage oder auch Netzwerk. Die meisten Aktivitäten im Markt beziehungsweise auf Herstellerseite sind derzeit im Bereich Desktops und Netzwerk zu beobachten, wobei das Interesse von Kunden und Herstellern durch die hohe Zahl an vorhandenen Desktops gleichermaßen groß ist.“
Sehr häufig fällt hier der Begriff Sandboxing. Die Isolierung der Anwendung vom Host-Betriebssystem verhindert beispielsweise unerwünschte Interaktionen, etwa mit dem Ziel, mehr Betriebssicherheit oder eine flexiblere Kompatibilität zu gewährleisten. In diesem Kontext beschreibt der Begriff „virtualisiert“ also die Isolierung der Anwendung vom da­runterliegenden Betriebssystem, während sich der Begriff im Kontext mit virtuellen Maschinen mehr auf die Abstraktion von der darunterliegenden Hardware-Schicht bezieht.
Das Sandboxing von Applikationen wird sicher auch weiterhin ein wichtiges Thema bleiben, da mit dieser Technik eine gute Abschirmung der Anwendungen hinsichtlich der Sicherheit erfolgen kann. Insbesondere auf der mobilen Plattform Android nutzen Mobile-Application-Management- und Mobile-Device-Management-Systeme (MAM beziehungsweise MDM) die Sandboxing-Technik, um beispielsweise geschäftlich genutzte Programme effizient von den Privatdaten der Nutzer zu trennen. Gleichzeitig hat Docker die Container-Virtualisierung salonfähig gemacht und selbst Microsoft will mit der nächsten Version seines Server-Betriebssystem die Technik unterstützen.

Netzwerke und Speichersysteme

Zu den aktuellen Themen rund um die Virtualisierung gehört auch das durch Software definierte Netzwerk, das Software-defined Networking. Dabei wird ein komplettes Netzwerk virtuell in Software abgebildet und betrieben. Auch hier wird von Anbieterseite die damit verbundene Unabhängigkeit von der darunterliegenden Hardware als einer der großen Vorzüge dargestellt.
Flexible Virtualisierungstechniken: Die sogenannten Dynamic Hardware Pools (DHP) von KAMP erlauben das Erstellen und den Betrieb ganzer Server-Systeme mit Betriebssystem-Images, Storage und Netzwerk über das Internet.
Flexible Virtualisierungstechniken: Die sogenannten Dynamic Hardware Pools (DHP) von KAMP erlauben das Erstellen und den Betrieb ganzer Server-Systeme mit Betriebssystem-Images, Storage und Netzwerk über das Internet.
Das mag sich zunächst einfach anhören. Doch gerade die umfassende Virtualisierung des kompletten Netzwerks samt Management und die Überführung solcher Standardkomponenten wie Switches in eine virtuelle Version erfordern einen nicht zu unterschätzenden Aufwand. Grundsätzlich sollen dann letztlich aber auch die Netzwerkkomponenten schneller und flexibler auf die sich ständig verändernden Konfigurationen und beliebig zuteilbaren virtuellen Ressourcen in modernen IT-Umgebungen reagieren können.
Damit ist das Software-defined Network zu Recht eines der wichtigsten Virtualisierungsthemen, das IT-Verantwortliche und Administratoren in den kommenden Monaten und Jahren noch intensiv beschäftigen dürfte.
Bei den Speichersystemen ist es hingegen die Entkoppelung von Server- und Storage-Komponenten, die den Kern der sogenannten Storage-Virtualisierung ausmacht. Der große Vorteil für die Administration besteht darin, dass durch diese Virtualisierungsschicht die Notwendigkeit entfällt, stets ausschließlich die Storage-Systeme eines einzigen Herstellers nutzen zu müssen. So lässt sich beispielsweise bei der Spiegelung von Rechnern das primäre System auf Basis des gewählten Herstellers mit entsprechend guten Leistungsdaten aufbauen, während der Sicherungsspiegel auf einem kostengünstigen System angelegt wird.
Die Abstraktion von Speichersystemen durch eine Software-Schicht gehört zu den Virtualisierungstechniken, die bereits weit verbreitet sind. Hier geht der Trend deutlich in Richtung Standardisierung der Techniken, um die Abhängigkeiten von einzelnen Storage-Anbietern zu vermeiden oder wenigstens zu verringern.
Verwandte Themen