VR-Teamwork in der Praxis
Virtuelle Realität beim bayerischen Autobauer: Auch BMW setzt im Entwicklungsprozess Virtual Reality ein.
(Quelle: BMW)
Ein Beispiel, wie die Zusammenarbeit in einer virtuellen Welt praktisch aussehen kann, zeigte Audi auf der GTC Europe. Der Automobilhersteller setzt schon seit 2007 computergenerierte 3D-Modelle (Computer Generated Imaginery, CGI) in der Produktentwicklung ein. Allerdings sind im Evaluierungsprozess nach wie vor handgefertigte physische Prototypen notwendig, deren Fertigstellung jeweils mehrere Wochen dauert. Der Hersteller sucht deshalb nach Wegen, die Zahl notwendiger physischer Prototypen zu reduzieren und so die Zeit bis zur Markteinführung eines neuen Modells zu verkürzen. Das Unternehmen prüft derzeit, inwieweit sich ein VR-Mehrbenutzersystem für diese Aufgabe eignet, und hat dazu in Zusammenarbeit mit der erwähnten Stuttgarter Firma Lightshape ein System entwickelt. Noch reiche die Auflösung der verwendeten HTC-Vive-Brillen nicht aus, um Strukturen und Oberflächen mit genügend hohem Detailgrad anzuzeigen, sagt Projektleiter Martin H. Rademacher von der Abteilung Daten-Kontroll-Modell/Toleranzmanagement bei der Audi AG. Der Aufenthalt im virtuellen Raum gebe den Nutzern aber eine gute Vorstellung von den Proportionen und dem Gesamteindruck des Modells. „Unsere These ist folgende: Entscheider, die sich den Prototypen in der virtuellen Welt angesehen haben, vertrauen stärker auf die zugrunde liegenden 3D-Daten, die sonst häufig infrage gestellt werden“, sagt Rademacher.
Die Produktentwicklung ist nicht der einzige Bereich, in dem Autofirmen wie Audi, BMW oder VW Virtual Reality bereits im Einsatz haben. Auch bei der Schulung von Mitarbeitern oder im Handel kommt VR schon zur Anwendung. Besonders große Hoffnungen setzen die Autobauer auf Virtual Reality in Marketing und Vertrieb. Laut einer Studie von McKinsey lassen sich mit Hilfe der Digitalisierung die Besuche im Autohaus vor der Kaufentscheidung von fünf auf durchschnittlich 1,6 senken.
Audi setzt im Handel bereits an rund 600 Stationen weltweit einen 3D-Konfigurator ein. „Dieser erlaubt es dem Kunden, bei allen Modellen sämtliche Ausstattungsoptionen inklusive der Scheinwerfer und der Lichtführung direkt im 3D-Modell zu erleben“, sagt Thomas Orenz, Teamlead Virtual Reality/Digital Content bei Audi, „derzeit testen wir in Pilotprojekten in Deutschland und Holland den Einsatz des 3D-Konfigurators auf den Audi-Webseiten.“ Erste Messungen des Konzerns zeigen, dass bei einer Modelldarstellung in 3D die Nutzerinteraktion und das Kaufinteresse deutlich steigen.
In diesen Bereichen kommt VR schon zum Einsatz |
Planung und Projektierung von Gebäuden |
Beschleunigung der Entscheidungs- und Planungsphasen, Reduktion von Missverständnissen und Nachbesserungen |
Virtuelle Inbetriebnahme von Produktionsanlagen und Rechenzentren |
Vorprüfung aller Prozesse, Vermeidung von Steuerungsproblemen und Kollisionen in der Robotik, schnellerer Produktionsstart |
Produktdesign |
Reduktion der Prototypenzahl, beschleunigte Review-Prozesse, schnellere Markteinführung |
Medizin |
Simulation von Operationen, Therapie von Angsterkrankungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Schlaganfallpatienten |
Fortbildung |
kostengünstigere Trainings, Reduktion von Reisekosten und -zeit, weniger Präsenzveranstaltungen notwendig |
Bildung |
virtuelle Museumsrundgänge, Unterricht an verteilten Standorten |
Forschung |
Simulationen, virtuelle Vorbereitung von Experimenten, Einsatz von VR-Brillen in der Empirik, Tests von Assistenz und Automatisierungssystemen |
Marketing und Vertrieb |
erhöhte Kundenbindung, stärkere Emotionalisierung, beschleunigte Kaufentscheidungen, höhere Conversion |
Dienstleistung |
Entwicklung neuer Services auf VR-Basis in Beratung und Projektierung |