SAP forciert HANA für die Cloud

Eng verzahnt: HANA und Cloud

von - 13.03.2018
Der gewaltige Erfolg von SAP beruht vor allem darauf, dass die bereitgestellten Geschäftsanwendungen zur Grundausstattung fast jedes mittleren und größeren Unternehmens zählen. Sie decken die zentralen Aufgaben ab, berücksichtigen Branchenspezifika und werden seit Jahrzehnten fortlaufend weiterentwickelt. Lizenzen und Support sind sprudelnde Einnahmequellen und rund um die Programme, ihre In­stallation und Pflege, ist ein weit verzweigtes Ökosystem von Partnern, Consultants und Spezialisten entstanden.
So überlebenswichtige Programme geben Unternehmen nicht gern nach außen – egal ob durch Outsourcing, Managed Services oder Cloud. Noch ist deshalb On-Premise die natürliche Wahl vieler SAP-Kunden. Doch SAP hat sich auf die Kombination von HANA und Cloud festgelegt – mit großer Resonanz, wie CEO Bill McDermott betont: „Wir haben schnelles Cloud-Wachstum versprochen – und wir haben es in die Tat umgesetzt. Nur SAP fährt mit diesem dreifachen Wachstum bei Cloud, Software und betrieblichem Gewinn fort. Die außerordentliche Akzeptanz für S/4HANA hat die gesamte SAP-Cloud beflügelt.“
Bill McDermott
Bill McDermott
CEO von SAP
www.sap.com
Foto: SAP
„Die außerordentliche Akzeptanz für S/4HANA hat die gesamte SAP-Cloud beflügelt. “
Die Cloud-Zahlen können sich tatsächlich sehen lassen. Waren es 2016 noch 5.400 Kunden, die sich für S/4HANA entschieden hatten, so belief sich ihre Zahl 2017 auf 7.900, 46 Prozent mehr. Der Umsatzanteil, der 2017 auf Cloud-Geschäfte entfiel, betrug laut SAP 3,769 Milliarden Euro, was 16 Prozent des Gesamtumsatzes von 23,461 Milliarden Dollar entsprach. Gegenüber 2016 ist das allerdings nur ein Plus von 2 Prozent. Der Cloud-Umsatz von SAP ist dabei in den USA mehr als doppelt so hoch wie in Europa (2,321 gegenüber 1,029 Milliarden Euro). Die Cloud-Geschäfte legen zwar auch in Europa zu, aber deutlich langsamer als auf der anderen Seite des Atlantiks.

SAP geht mit Microsoft

Die Cloud-Optionen von SAP umfassten bis vor Kurzem lediglich die Unterstützung von Amazon Web Services (AWS) und die hauseigene Lösung HEC (SAP HANA Enterprise Cloud). Inzwischen sind Google Cloud Platform und Azure dazugekommen.
Die verschiedenen Editionen von SAP HANA  können im eigenen Rechenzentrum als Appliance installiert werden, oder man kauft sie als Managed Cloud oder hybriden Cloud-Service.
Wählen können die Kunden zwischen:
  • SAP HEC als Infrastructure as a Service
  • SAP Cloud Platform (ursprünglich HANA Cloud Platform) als Platform as a Service
  • HANA as a Service bei Anbietern wie AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform, IBM SoftLayer, Huawei FusionSphere oder Hewlett Packard Enterprise (HPE) Helion
Es gibt nicht nur verschiedene Möglichkeiten, SAP HANA in einer der Cloud-Varianten zu installieren, sondern die Komplexität steigt noch dadurch, dass die traditionelle Produktpalette des Herstellers alles andere als einfach ist. Da gibt es Produkte, die sich mehr für den Markt der kleineren und mittleren Unternehmen (KMUs) empfehlen, sowie solche für den Enterprise-Markt. ERP-Produkte für den KMU-Markt sind zum Beispiel SAP Business ByDesign, SAP Business One oder S/4HANA for SAP Business All-in-One. Für größere Unternehmen haben die Walldorfer Concur, Hybris, Business­Objects, SuccessFactors oder Ariba im Angebot.
Der Analyst Duncan Jones von Forrester Research geht angesichts dieser Situation davon aus, dass manche Kunden infolge mangelnder Kenntnisse oder schlechter Beratung schlicht zu einem für sie ungeeigneten Programm greifen – noch jenseits irgendwelcher Cloud-Ambitionen. Jones deutet auch auf die unsauberen Praktiken mancher Sales-Leute. HANA und Cloud tragen laut Jones in diesem Zusammenhang oft eher zur Verwirrung als zur Aufklärung bei.
Eine neue Phase der Cloud-Expansion von HANA hat SAP im November 2017 angekündigt, als die Partnerschaft mit Microsoft erneuert wurde. Beide Unternehmen erklärten, dass SAP HANA in die Azure-Cloud von Microsoft integriert werden soll. Außerdem wollen beide Hersteller die Cloud-Applikationen des Partners bei sich intern laufen lassen, ihre Entwicklung gemeinsam betreiben und sie inklusive Services gemeinsam vermarkten.
Die Ankündigung geht über das hinaus, was SAP mit Amazon AWS und mit Google ebenfalls 2017 vereinbart hatte. Anwender können dort SAP HANA in einem Cloud-Service laufen lassen, während SAP HANA Enterprise Cloud in einer abgesicherten Managed Cloud auf Azure installiert wird.
SAP und Microsoft wollen zudem die gemeinsamen Erfahrungen mit HANA sowie die Integration mit Artificial In­telligence (AI) und Analytics von Azure do­kumentieren und Anwendern zur Verfügung stellen.
Microsoft hat bereits mehrere Finanzapplikationen von SAP im Einsatz, will diese aber nun ablösen durch SAP S/4HANA Finance on Azure. Umgekehrt will SAP selbst eigene interne Geschäftsapplikationen in die Microsoft-Cloud verlagern. Beide Unternehmen hoffen, durch diese demons­trativen Aktionen ihre Marktdurchdringung erhöhen zu können. Microsoft hat schon zuvor versucht, größere Hersteller von Business-Programmen dazu zu bewegen, ihre Software und Services auch auf Azure anzubieten, und konnte damit den großen Abstand zu Amazon AWS tatsächlich schon verringern. SAP wiederum intensiviert seine Multi-Cloud-Strategie auch in der Absicht, den Kunden mehr Möglichkeiten anzubieten, SAP HANA in externen Umgebungen von Infrastructure as a Service (IaaS) einzusetzen und so eigene Ressourcen und Kosten zu sparen. Um damit beim Kunden anzukommen, muss SAP aber mehr positive Kundenbeispiele vorweisen können – über die Verwendung der Cloud für SAPs und Microsofts eigene Geschäftsanwendungen hinaus. Und SAP muss den Anwendern auch klarer kommunizieren, was für die jeweilige Variante spricht und wie ihr Einsatz bewerkstelligt werden kann.
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