Aus Produkten werden Dienstleistungen

„Start small“ …

von - 24.05.2018
… „Scale fast“ – klein starten, schnell wachsen lautet in der Servitization-Ära die Devise. Für Unternehmen, die in dieser Zeit erfolgreich sein wollen, bedeutet das: Sie sollten ihr bestehendes Geschäftsmodell grundsätzlich neu ausrichten: Ein sich in Richtung Services orientierendes Unternehmen sollte alles daran setzen, den Fokus von der Herstellung und dem Verkauf von Produkten wegzunehmen, und versuchen, darauf basierende Services zu konzipieren. Ziel dieser strategischen Bemühungen sollte ein neues, digitales Geschäftsmodell sein, das mittelfristig das bestehende Business-Modell ergänzt und langfristig veredelt oder sogar ablöst.
Richard Soley
Richard Soley
Co-Vorsitzender des
Industrial ­Internet Consortium
www.iiconsortium.org
Foto: Industrial Internet Consortium
„Wenn Sie nicht nach neuen potenziellen ­Geschäftsmodellen suchen, bei denen es
um Leasing statt um Verkauf geht, dann verpassen Sie den entscheidenden Punkt.“
Um Einstiegsbarrieren zu vermeiden können datenbasierte Geschäftsmodelle zunächst im kleinen Maßstab getestet werden („Start small“) . Danach gilt es, das Geschäftsmodell schnell weiterzuentwickeln und auszubauen, um die für Services dringend erforderliche Skalierbarkeit zu ermöglichen („Scale fast“).
Die Unternehmen sollten auch bereit sein, sich mit der Definition und Verwaltung komplexer Kombinationen von Produkten und Dienstleistungen, sowohl digitaler als auch physischer Art, zu befassen. Dazu sollten sie ein klares Verständnis ihrer Dienstleistungen haben und wissen, wie sie diese zu Produkten bündeln können.
Ein Unternehmen kann Produkte und Services auf verschiedene Weise miteinander kombinieren:
  • als komplexe Mischung aus mehreren Waren und Services
  • als Produkt mit vielen eingebetteten Services
  • als einzigartigen Service, der als Produkt angeboten wird
  • als Service, der in verschiedenen Produkten angeboten wird
Allen Unternehmen, die die Chancen der Digitalisierung nutzen wollen, schreibt Richard Soley, Co-Vorsitzender der Hersteller-Vereinigung Industrial Internet Consortiums (ICC), ins Stammbuch: „Wenn Sie nicht nach neuen potenziellen Geschäftsmodellen suchen, bei denen es um Leasing statt um Verkauf geht, dann verpassen Sie den entscheidenden Punkt.“
So transformieren Sie Produkte in Services
Um Produkte in Dienstleistungen umzuwandeln, schlagen Klaus Holzhauser und Philipp Schala in ihrem Beitrag „Digital Transformation in Manufacturing“ im „Palgrave Handbook of Managing Continuous Business Transformation“ diese To-dos vor:
  • Behalten Sie den grundlegenden Zweck Ihres Produkts bei: Die Verfügbarkeit der Produktleistung eines Unternehmens (Hilti = Bohrer; Rolls-Royce = Motoren) ist das Schlüsselelement, was Kunden vom Hersteller erwarten. Dieser Zweck sollte nicht oder nur geringfügig verändert werden.
  • Überdenken Sie Ihr Business-Modell: In vielen Fällen wird die digitale Transformation nicht das physische Produkt verschwinden lassen. Stattdessen werden bestehende Funktionalitäten durch neue digitale Dienste erweitert.
  • Beziehen Sie Informationstechnologie ein: Bei der Umwandlung von Produkten zu Services spielt die Informations- und Kommunikationstechnologie eine Schlüsselrolle. Neue Geschäftsmodelle auf Service-Basis sind ohne digitale Kommunikation, anspruchsvolle Analytics und prädiktive Analytics-Funktionalitäten nicht möglich.
  • Binden Sie die gesamte Organisation ein: Um die Transformation erfolgreich zu gestalten, sollten Unternehmen alle relevanten Personen und Rollen in den internen Veränderungsprozess einbeziehen.
  • Verändern Sie Ihre Go-to-Market-Strategie: Traditionelle Unternehmensstrukturen sind für das neue Geschäftsmodell unter Umständen nicht geeignet.
    Die Transformation erfordert in vielen Fällen zumindest eine kurzfristige Einnahme-Kannibalisierung mit einer spürbaren Auswirkung auf den Cashflow. Daher müssen Unternehmen eine rasche und effiziente Markteinführung ihrer neuen Dienstleistungen sicherstellen. Um neue Kundenkanäle zu identifizieren, sollte eventuell auch das Partner-Ökosystem modifiziert werden.
  • Aktivieren Sie ein Mind-Shift: Digitale Transformation erfordert auch eine neue Art des Denkens innerhalb des Unternehmens. Eine Organisation sollte sich von einer „Ja, aber“-Mentalität zu einer „Warum nicht?“-Denkweise wandeln. Dieses Ziel dürfte zwar nur schwer zu erreichen sein, schreiben die Autoren. Aber es sei möglich.
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