Harmonie statt Frust beim Projektmanagement

Gute Ausbildung ist Pflicht

von - 21.03.2018
Letztlich scheitern Projekte nicht an den verwendeten Programmen. Keiner der von uns befragten Experten konnte ein Projekt nennen, das aus dem Ruder gelaufen wäre wegen der falschen Projekt-Software. „In meiner 30-jährigen Erfahrung ist mir das noch nicht passiert“, sagt etwa Gubelmann. Wenn Projekte in Schieflage gerieten oder scheiterten, lag es meist an zuvor begangenen Fehlern im Projektmanagement.
Deshalb empfehlen Fachleute, etwa Reinhard Riedl vom transdisziplinären Forschungszentrum Digital Society an der Berner Fachhochschule, bereits viel früher anzusetzen. Er rät, zunächst übergeordnete Fragen abzuklären, etwa welches die wichtigsten Ziele sind, welche Nebeneffekte es gibt, wie hoch die Kosten geschätzt werden und welche Risiken und Chancen bestehen.
„Wenn klar ist, was auf einen zukommt, lässt sich das Vorgehens­modell wählen. Reicht das V-Modell? Braucht es eine agile Methode wie Scrum oder Kanban? Oder muss umgekehrt eine Baseline fixiert und alles detailliert geplant werden wie bei Großprojekten?“
Martin Bialas
Martin Bialas
Senior Consultant bei Diventis
http://diventis.ch
Foto: Diventis
„Ein Tool wird niemals ein Problem beim Projektmanagement lösen. Es kann helfen, die angedachten Wege zu unterstützen.“
Nicht zuletzt müssen der zeitliche Ablauf und die Ressourcen richtig eingeschätzt und das Managen des Auftraggebers und anderer Stakeholder vorbereitet werden. Helfen würden meistens ähnliche vergangene Projekte, die wichtige Aufschlüsse und Hinweise liefern könnten.
Für Josef Gubelmann ist klar: Projektmanagement ist ein Handwerk, das es zu erlernen gilt. Tatsächlich würden Manager aber in diesem wichtigen Bereich noch zu wenig ausgebildet. „Die Hege und Pflege ist einer der Erfolgsfaktoren des Projektmanagements.“ Zudem bräuchten Projektleiter neben der spezifischen Aus- und Weiterbildung auch viel Talent, etwa im Umgang mit Menschen.
Wichtig sei auch Erfahrung. Erfolgreiche Kollegen und Coaches könnten Projektleiter schon frühzeitig begleiten. „Es muss nicht jeder die gleichen Fehler machen.“ Leider würden Coaches meist erst in der Krise zurate gezogen.

Fazit und Ausblick

Einhelliger Schluss der Experten: Zuerst braucht es einen Plan mit sinnvollen Prozessen. Erst dann sollte der Griff in die digitale Werkzeugkiste folgen. Oberste Priorität sollte aber das Team haben, wie Reinhard Riedl betont: „Man muss nicht nur vorher den Prozess auswählen, bevor man das Werkzeug bestimmt. Sondern man muss auch das Team mit dem Prozess vertraut machen, bevor man das Werkzeug einführt.“
Die Arbeit mit dem Team steht auch für Martin Bialas von Diventis im Vordergrund. „Ich sehe den wesentlichen Schwerpunkt in den kulturellen Themen des Projekt­managements. Wie arbeiten wir zusammen, wie gehen wir mit der Interdisziplinarität um, wie stellen wir ein gemein­sames Rollenverständnis bei allen Beteiligten sicher und leben dieses auch aktiv?“ Auch der Umgang mit Macht und Hierarchie, Konfliktbewältigung sowie eine effiziente und effektive Kommunikation zwischen den Beteiligten müssten geklärt werden.
Dem stimmt auch Josef Gubelmann von AWK zu. „Man muss die Menschen mitnehmen. Die wichtigsten Erfolgs­faktoren sind jene aus Fleisch und Blut.“ Und diese müssten geschult werden, sagt Peter Ottiger von Inloox abschließend und fügt hinzu: „Bei der Ausbildung steht der Mensch im Vordergrund. Denn jedes Tool ist nur so gut wie sein Anwender.“
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